Grevenbroich Kein Haus für Obdachlose

Vier Personen ohne Bleibe wandten sich in ihrer Not an den Bürgermeister. Das Gespräch verlief für das Quartett enttäuschend.

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Grevenbroich. Sein Leben geriet aus den Fugen, alles kam auf einmal: Arbeitslosigkeit, Trennung von Frau und Kindern, die Wohnung verloren. Dann starben auch noch die Eltern: Seit fünf Jahren lebt der 51-jährige gebürtige Grevenbroicher nun auf der Straße. Bei der der derzeitigen Kälte ist sein Leben noch um einiges härter als ohnehin schon.

Und der 51-Jährige ist nicht der einzige Obdachlose in Grevenbroich: „Wir sind etwa zehn Obdachlose, drei von uns sind Frauen. Fast alle sind aus ähnlichen Gründen wie ich auf der Straße gelandet“, berichtet er. Doch so wenig freiwillig, wie die Gruppe von Obdachlosen ihr „altes“ Leben verloren habe, so wenig freiwillig wollten sie auch dieses Dasein weiter fristen: „Ich suche nach einer Perspektive, und meine Freunde auch“, betont der durch chronische Krankheiten gezeichnete Mann.

Die Perspektive sei sogar Bürgermeister Klaus Krützen vorgetragen worden: „Wir waren im Dezember zu viert beim Bürgermeister und haben ihn gebeten, uns ein leerstehendes Haus zur Verfügung zu stellen. Wir haben vorgeschlagen, es auch selbst zu renovieren. Das können wir, schließlich sind auch gelernte Handwerker wie Dachdecker und Schreiner unter uns“, betont der Obdachlose, der vor seinem Absturz als Monteur gearbeitet hat.

Aber er ist enttäuscht: „Der Bürgermeister hat uns gesagt, es gibt keine leerstehenden Häuser, und wenn, dann braucht er sie für die Flüchtlinge als Notunterkunft“, berichtet der Obdachlose und fügt hinzu: „Dabei kennen wir einige leerstehende Häuser.“

In den bitterkalten Nächten suchen er und seine Freunde jetzt Zuflucht im Sparkassen-Vorraum oder im Bahnhof: „Es gibt schließlich keine Obdachlosenunterkunft mehr in Grevenbroich, und auch die Caritas hat keinen Schlafplatz mehr“, bedauert er. Die einzige Hilfe gebe es aber trotzdem von der Caritas: „Da können wir frühstücken und mittagessen. Und wenn wir sehr krank sind, bekommen wir da schon mal einen Krankenschein, um zum Arzt zu gehen“, berichtet der Mann, der seinen Lebensunterhalt ansonsten mit Betteln bestreitet: „Ich sitze auch bei der Kälte bis zu sechs Stunden auf dem Boden. Manchmal gibt es in vier Stunden sechs Euro. Vor Weihnachten war es etwas mehr, da reichte das Geld schon mal für eine warme Mahlzeit.“ Sein allergrößter Wunsch wäre es aber, von der kalten Straße wegzukommen und wieder ein normales Leben zu führen. „Aber der Bürgermeister hat uns keine Hoffnung gemacht“, sagt der Obdachlose bitter.

Auf Nachfrage erinnerte sich Bürgermeister Klaus Krützen an ein Gespräch mit zwei Damen der Obdachlosenhilfe. Dabei sei es um das ehemalige Obdachlosenhaus in Noithausen gegangen, das inzwischen für die Unterbringung von Flüchtlingen benötigt werde. Laut Stadtsprecherin Ines Hammelstein sind in dieser Unterkunft noch einige Plätze mit Obdachlosen besetzt. Notfälle könnten auch im Kloster untergebracht werden.

„Wenn die Obdachlosen aber sesshaft werden möchten, dann sollten sie im Sozialamt bei Hartmut Deußen vorsprechen, der auch für die Wohnungsvermittlung zuständig ist“, rät sie den Nichtsesshaften in Grevenbroich. Bis dato gebe es aber keine Pläne, Obdachlosen ein leerstehendes Haus zur Verfügung zu stellen.