Kita-Bau auf Sportplätzen
Die Stadt will neue Kitas auf bisherigen Sportplätzen errichten. Doch in Weckhoven und Norf regt sich Widerstand.
Neuss. Der Ärger in Weckhoven ist groß: Der Aschenplatz soll verschwinden, um dort eine Kita zu bauen. So will es die Verwaltung. Der betroffene Sportverein BV Weckhoven allerdings weiß davon noch überhaupt nichts. „Bisher hat niemand von der Verwaltung mit uns gesprochen, und das ärgert uns natürlich sehr“, sagt der Vorsitzende Thomas Lang, der auch Chef des Kreissportbundes ist. Das Problem in Weckhoven: Wenn der Aschenplatz verschwindet, haben 420 Fußballer, Baseball-Spieler und American Footballer keinen Platz mehr, auf dem sie im Winter trainieren können. Der Vorstand des Vereins verständigte sich in dieser Woche auf diese Linie: „Wir akzeptieren die Notwendigkeit einer Kita und kämen auch mit einem Sportplatz weniger zurecht. Der Verlust des Aschenplatzes käme für uns nur infrage, wenn wir dafür einen anderen Allwetterplatz bekämen“, sagt Lang. Sprich: einen Kunstrasenplatz.
In Norf ist die Lage ähnlich: Dort soll auf der als Bolzplatz genutzten Wiese zwischen dem Gymnasium und dem Biotop am Taxusweg eine Kita gebaut werden. Grünen-Fraktionschef Michael Klinkicht will um den Bolzplatz, den letzten in Norf, kämpfen. Er kann die Argumentation der Verwaltung nicht nachvollziehen. Vor Jahren war eine Kita in Norf geplant, wurde dann aber wegen fehlenden Bedarfs gestrichen. Und jetzt ist der Bedarf auf einmal so groß, dass dafür sogar der Bolzplatz geopfert werden soll. Und Arno Jansen (SPD) beklagt aus Weckhovener Sicht, dass 2009 das Grundstück für eine Kita an der Franz-Leuniger-Straße aus der Hand gegeben wurde, so dass man jetzt auf den Aschenplatz schielen müsse. Ob die Fläche dafür tatsächlich genutzt wird, soll der Rat im September entscheiden.
Beide Fälle verdeutlichen, wie kompliziert es geworden ist, für die dringend benötigten Kita-Neubauten auf die Schnelle geeignete Standorte zu finden. Es räche sich nun, sagt Sozialdezernent Stefan Hahn, dass in früheren Jahren zur Finanzierung des Haushaltes viele Flächen verkauft wurden, die heute für Kitas oder aber Flüchtlingswohnheime infrage kämen. Planungsdezernent Christoph Hölters gibt zu: „Die jetzt bekannten Flächen werden irgendwann in der Nutzung sein. Aber wir werden immer handlungsfähig sein, indem neues Bauland entsteht oder älterer Bestand umgenutzt wird.“ Wie nun in Norf und Weckhoven.
Neben dem Bau von Unterkünften für Flüchtlinge an 27 Standorten in der Stadt sind Kita-Neubauten die dringendste und größte Aufgabe, die die Verwaltung zu bewältigen hat. Allein in den kommenden Jahren werden 13 Einrichtungen in der Stadt neu gebaut oder erweitert. Dann gäbe es bereits 100 Kitas in Neuss (siehe Box).