„Kompass D“ macht Flüchtlinge fit für die Zukunft in Deutschland
Den jungen Leuten werden etwa Berufsperspektiven aufgezeigt.
Neuss. Gespannt sitzen die Jugendlichen im Saal A130 des Berufskollegs für Technik und Informatik (BTI) und lauschen den Worten von Volker Staufert. Mehrere Stunden Unterricht haben sie an diesem Nachmittag bereits in den Knochen, dennoch nutzen sie die Chance, sich im Anschluss wertvolle Tipps von dem 65-Jährigen zu holen, der viele Jahre bei Energieversorgungsunternehmen tätig war. „Kann ich auch eine Ausbildung oder ein Praktikum ohne Schulabschluss machen?“, fragt einer der jungen Männer. Ein weiterer gibt an, Busfahrer werden zu wollen, als ihn Staufert nach seinem Berufswunsch fragt.
Die jungen Menschen kommen zwar aus unterschiedlichen Ländern, aber sie alle haben Gemeinsamkeiten — sie sind Flüchtlinge, wollen in Deutschland Fuß fassen und durch berufliche Perspektiven ein selbstbestimmtes Leben führen. Da setzt das Projekt „Kompass D“ in Form von Unterrichtsstunden dieser Art an. An vier Nachmittagen pro Woche werden rund 34 junge Flüchtlinge — aufgeteilt in zwei Gruppen in Neuss und Grevenbroich — sozusagen fit für die Zukunft gemacht. Zweimal pro Woche steht Gesellschaftskunde auf dem Stundenplan, wo den jungen Menschen deutsche Kultur, Werte und Lebensgewohnheiten nähergebracht werden.
Auch in die Themen Gartenbau, Lagerlogistik und Krankenhaus konnten die Flüchtlinge bereits hineinschnuppern. Hauptlotse des Projektes ist Volker Woschnik. Für den 51-Jährigen ist der Fulltime-Job eine Herzensaufgabe. „Ich freue mich über die Möglichkeit, den Unterricht zu gestalten und mich aktiv in die Flüchtlingshilfe einbringen zu können“, sagt der Neusser, der seit 2002 in der Erwachsenenbildung tätig ist. Besonders faszinierend ist für Woschnik die Motivation, mit der die jungen Menschen das Angebot wahrnehmen: „Manche bedanken sich sogar dafür, dass sie hier hinkommen dürfen.“ jasi