Krankenhaus-Landschaft könnte demnächst neu geordnet werden

Wilfried Jacobs wäre bereit, eine Strukturdebatte zu moderieren.

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Neuss. Ralf H. Nennhaus (55) wechselt zum 1. Oktober nach Moers. Mit seinem Fortgang hat der Verwaltungschef der Kreiskrankenhäuser eine Debatte losgetreten, die über die von ihm geleiteten Standorte in Dormagen und Grevenbroich hinausgeht und schnell die kreisweite Krankenhaus-Landschaft erfassen könnte — inklusive der beiden Neusser Häuser „Lukas“ und „Etienne“.

Als treibende Kraft erscheint Dieter W. Welsink. Der Vorsitzende der CDU im Kreistag berief gestern den Fraktionsvorstand zu einer Sondersitzung ein. Ergebnisse wurden nicht bekannt. Wohl aber betonte Welsink erneut, dass er mit „Nachdruck“ und „ohne Denkverbote“ die Krankenhaus-Strukturen auf den Prüfstand stellen wolle. Im Klartext: Welsink sieht, dass beide Kreis-Krankenhäuser nicht länger als Eigenbetrieb geführt werden können.

Beobachter vermuten, dass am Ende die Kreiskrankenhäuser eine privatwirtschaftliche Rechtsform erhalten, in eine GmbH überführt werden. Kooperationen, womöglich gar Fusionen, mit dem städtischen Lukaskrankenhaus in Neuss und oder dem Neusser „Johanna Etienne“, das sich in kirchlicher Trägerschaft befindet, werden mehr oder weniger laut ins Gespräch gebracht.

Das alles verfolgt Wilfried Jacobs (72) aus Korschenbroich mit großem Interesse. Der langjährige Chef der AOK Rheinland/Hamburg stuft die Krankenhaus-Landschaft im Rhein-Kreis als „richtig gut“ ein. Allerdings sei es geboten, die Strukturen derart anzupassen, dass die medizinische Versorgung verbessert und für die Zukunft stabilisiert werde: „Das muss die einzige Motivation sein. Dem Patienten ist es egal, in welcher Rechtsform das Krankenhaus betrieben wird.“ Er empfehle, alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen, um die Frage zu beantworten: „Was geht gemeinsam?“ Wäre er bereit, diesen Prozess zu moderieren? „Wenn es gewünscht ist und ich gefragt werde, stehe ich zur Verfügung.“

Wilfried Jacobs ist seit 2014 Aufsichtsratschef der Katholischen Karl-Leisner-Trägergesellschaft, die vier Krankenhäuser in Goch, Kalkar, Kevelaer und Kleve mit 1000 Beten und 1300 Mitarbeitern betreibt. Hinzu kommen 20 Alten- und Pflegeheime. Die Aufgabe im Rhein-Kreis würde Jacobs reizen. Er zeigt sich sicher, dass medizinische und finanzielle Verbesserungen zu erzielen sind. Für eine überzeugende Strukturreform stünden nach dem Krankenhaus-Reformgesetz Fördermittel bereit. Bei sinnvoller Zentrenbildung seien zudem höhere Fallpauschalen von den Kostenträgern zu erwarten. „Jetzt über die Strukturen der Krankenhäuser zu sprechen, ist klug“, sagt Jacobs, „wer erst auf die Krise wartet, der verspielt seinen Gestaltungsspielraum.“