Künstler sprühen riesigen Matisse auf Hausfassade
Das 1909 gemalte Bild „Der Tanz“ ist die Grundlage eines Graffitis der Künstlergruppe „The Band“.
Weckhoven. So von unten gesehen nötigt die Wand mit dem fertigen Bild selbst dem Künstler Respekt ab. „Ist schon eine große Fläche“, sagt er, der als KJ263 in der Szene der Graffiti-Meister bekannt ist, und lacht. Es ist sogar die höchste und flächenmäßig größte, die er zusammen mit den anderen vier Mitglieder der Graffiti-Kunst-Crew „The Band“ je bemalt hat. Über acht Geschosse zieht sich die Backsteinfassade des Hauses an der Hülchrather Straße in Weckhoven in die Höhe
KJ263, Künstler
Das Haus steht leer. Es wird abgerissen und hat dennoch ein Fassadenkunstwerk bekommen, an dem die fünf Sprayer rund sieben Tage lang gearbeitet haben. Also eine vergebliche Mühe? „Nein“, sagt KJ263, der auch an der Alten Post als Dozent arbeitet, „das gehört für uns dazu.“ Graffitis seien nicht für die Ewigkeit gemacht, sondern eine temporäre Kunst. Für einige Monate wird das Kunstwerk noch die Blicke auf sich ziehen. Die großen Figuren sind an das 1909 gemalte Bild „Der Tanz“ von Henri Matisse angelehnt. Als Hommage und Statement zugleich, denn alle Band-Mitglieder verstehen sich als Künstler.
Mit Einfach-drauflos-Sprühen hatte ihre Arbeit nichts zu tun — sie ist wie bei jedem anderen Kunstwerk eine durchdachte Komposition. Und dadurch auch ein Schutz, sagt Hans Ennen, der Leiter der Alten Post, die in Person ihres Kurators Klaus Richter Initiator der Aktion ist. „Denn es gibt in der Szene einen großen Respekt vor den Arbeiten der anderen.“
Auch Dirk Reimann aus dem Vorstand des Bauvereins, der das Projekt finanziert, begutachtet das Werk mit Bewunderung. Der Bauverein errichtet an dieser Stelle ein neues Quartier und bindet die Bevölkerung ein: Wenn das Gebäude im Frühjahr abgerissen wird, sprühen die Graffiti-Künstler mit interessierten Weckhovener zusammen — am Bauzaun.