Sozialwohnungen werden knapp

Die Stadt arbeitet an einem Konzept für mehr bezahlbaren Wohnraum.

Die zwölf Reihenhäuser an der Pskower Straße sind laut der Neusser Bauverein AG für kinderreiche Familien errichtet worden.

Neuss. In Neuss gibt es immer weniger Sozialwohnungen. Waren es 2003 rund 11 250, verzeichnete die Stadtverwaltung im vergangenen Jahr nur noch rund 7850. „Durch das Auslaufen der Bindungsfristen wird die Zahl der öffentlich geförderten Wohnungen geringer“, erklärt Planungsdezernent Christoph Hölters. Das Problem: Der Bedarf ist weiterhin da. „Wir erarbeiten deshalb mit der Wohnungswirtschaft und den Baugenossenschaften gerade ein Konzept für bezahlbaren Wohnraum“, sagt Hölters. Am 12. November soll es im Planungsausschuss vorgestellt werden.

Die Wohnungen werden nicht mehr so lange gefördert wie früher. Nach dem Zweiten Weltkrieg wollte der Staat schnell viele bezahlbare Wohnungen für die wachsende Bevölkerung schaffen. „Damals gab es sogenannte Ewigkeitsbindungen von 40 Jahren und mehr“, erklärt Stefan Zellnig, Vorstandsmitglied der Gemeinnützigen Wohnungs-Genossenschaft Neuss (GWG). Genau diese Verträge liefen jetzt aus.

Die Stadt Neuss setzt vor allem auf die Wohnungsbaugenossenschaften. Die größten sind die Neusser Bauverein AG (6912 Wohnungen) — eine Tochtergesellschaft der Stadt Neuss — und die GWG (rund 3400 Wohnungen in Neuss und Kaarst). Hat die GWG ein Drittel ihrer Wohnungen als Sozialwohnungen im Bestand — also rund 1270 —, sind es beim Bauverein etwa 60 Prozent — also etwa 4150.

Auch privatwirtschaftliche Bauherren können öffentlich geförderte Wohnungen errichten. Nur lohnt sich das für viele nicht. „Die Renditen sind in diesem Bereich nicht groß“, weiß Zellnig. „Wir hingegen haben den sozialen Auftrag.“

So habe man jüngst Neubauten am Stauffenbergpark, an der Frankenstraße und in Büttgen geplant. Beim Neusser Bauverein ist man insbesondere auf die neuen Reihenhäuser für kinderreiche Familien am Berghäuschensweg und an der Pksower Straße stolz. An der Hülchrather Straße plane man weitere 220 Wohnungen, außerdem 28 an der Wolberostraße/Alemannenstraße.

CDU und Grüne haben in ihrem Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass bei Neubauten auf öffentlichen Grundstücken mindestens 30 Prozent Sozialwohnungen entstehen müssen. Gewünscht wird es bei allen Neubauten. Das Land NRW bietet als Förderung tilgungsfreie Jahre für Bauherren an.

„Einige hundert“, schätzt Stefan Zellnig von der GWG. „Das können aber nicht nur zwei Bauvereine leisten.“ Dirk Reimann vom Bauverein bestätigt: „Wir haben zurzeit 1000 Mietgesuche, aber nur 27 Wohnungsleerstände.“