Landjugend wirbt für mehr Rücksichtnahme

Die jungen Bauern haben auf Wirtschaftswegen im Stadtgebiet Piktogramme angebracht.

Landjugend wirbt für mehr Rücksichtnahme
Foto: Landjugend

Grevenbroich. Auf den beschaulichen Wirtschaftswegen im Stadtgebiet kommt es immer wieder zu Konflikten. Wenn Landwirte mit schweren Maschinen zu ihren Feldern müssen, reagieren Spaziergänger und Radfahrer manchmal recht ungehalten. „Sie machen entweder keinen Platz oder werfen uns verständnislose Blicke zu“, schildert Marcel Aretz. Und es gebe Fälle mit wüsten Beschimpfungen — „bis unter die Gürtellinie“, sagt der 21-Jährige. Weil die jungen Bauern aber keinen Streit auf den Wirtschaftswegen wollen, haben sie jetzt eine Aktion gestartet, die für ein Miteinander zwischen Landwirten und Erholungssuchenden wirbt.

Zwar sind moderne Landmaschinen in den vergangenen Jahren immer wuchtiger geworden — doch die Feldwege wuchsen nicht mit. „Sie sind noch auf Fahrzeugbreiten der 50er und 60er Jahre ausgerichtet“, sagt Michael Aretz (30) von der Landjugend. Heißt: Bei drei Metern von Bankette zu Bankette wird’s heutzutage reichlich eng, wenn sich ein 2,55 Meter breites Gespann auf dem Weg zum Einsatz befindet.

„Leider sehen das manche Leute nicht ein und wollen keinen Platz machen“, berichtet der Hemmerdener: „Es gab schon Radler, die sich quer auf den Weg gestellt haben, damit wir nicht durchkommen.“ Zwar hätten die Landwirte die Möglichkeit, auf die Seitenstreifen auszuweichen — „aber das auch nur minimal“, sagt Marcel Aretz: „Sonst besteht die Gefahr, dass die Saat eines Kollegen zerstört wird oder eine Maschine umkippen könnte — auch das ist schon passiert.“

Statt über einsichtslose Erholungssuchende zu maulen und darauf zu pochen, dass die Feldwege für Bauern angelegt wurden, hat die Landjugend jetzt die Initiative ergriffen und eine Aktion gestartet. Auf den Asphalt mehrerer Wirtschaftswege zwischen Grevenbroich und Jüchen wurde ein Piktogramm gesprayt, das Rad- und Treckerfahrer in trauter Einigkeit zeigt. „Rücksicht macht Wege breit“ ist darüber zu lesen — und genau darum geht es: „Wir werben um gegenseitiges Verständnis“, erklärt Michael Aretz.

Dass die Aktion wahrgenommen wird, zeigen Reaktionen im sozialen Netzwerk Facebook. Dort wurden die Fotos von der Sprüh-Initiative innerhalb von 30 Stunden von mehr als 10 500 Nutzern aufgerufen. Mehr als 100 von ihnen markierten den Beitrag mit „Gefällt mir“ — das „waren überwiegend keine Berufskollegen“, sagt Marcel Aretz.

Unterstützt wird die Aktion „Rücksicht macht Wege breit“, die ursprünglich aus Niedersachsen kommt, von der Kreisbauernschaft Neuss-Mönchengladbach. „Wirtschaftswege haben zwar einen enormen Erholungswert — aber ohne die Landwirtschaft würde es sie nicht geben“, erinnert deren Geschäftsführer Peter Herzogenrath. Was die Rücksichtnahme betrifft, bezieht er darin ausdrücklich aber auch die Landwirte mit ein. Auch sie sollten sich fair gegenüber Spaziergängern, Joggern und Radfahrern verhalten. „Mit Tempo 50 auf sie zurasen und dann kurz vorher abbremsen — das bringt uns auch nicht weiter“, sagt Herzogenrath.