Literatur: Die erste Seite entstand vor 30 Jahren
Wolfgang Hohlbeins nächster Roman „Infinity — Der Turm“ erscheint im Februar. Auch seine Tochter schreibt.
Neuss. Vor 28 Jahren ist Wolfgang Hohlbein nach Hoisten gezogen. Heute bewohnt die Großfamilie eine komplette Reihenhauszeile. Weihnachten versammeln sich 16 Personen aus drei Generationen um die Festtafel.
Hohlbein war bereits auf der Buchmesse in Peking zu Gast, reiste durch den Dschungel oder fuhr auf dem Nil. Schreiben kann der 57-Jährige überall. Auch im Urlaub legt er ungern den Stift beiseite. „Dann sagt er immer: Ich komme gleich nach“, erzählt Tochter Rebecca. Doch im Rheinland sei es immer noch am Schönsten. „Ich mag den Menschenschlag hier. Und obwohl wir relativ ländlich leben, ist es nicht weit in die Stadt“, sagt Wolfgang Hohlbein.
Durch das Haus wuseln viele Hunde und Katzen. Viele Möbel und Dekorationen sind Antiquitäten. Fabelwesen stehen in einer Vitrine und auf dem Kaminsims. Hohlbein schreibt seine Bücher immer mit dem Stift auf Papier und gibt nur die Endfassung am Computer ein. Doch dafür ist er mit der neusten Technik ausgerüstet. Ein Touchscreen-Computer ist in einen antiken Schreibtisch eingebaut.
Er schreibt jede Nacht. Das hat sich so ergeben. Mit den Kindern war es tagsüber selten ruhig. Die älteste Tochter Esther konnte früher nur einschlafen, wenn sie das Tippen auf der Schreibmaschine hörte. Heute sind alle sechs Kinder erwachsen, zwischen 20 und 35 Jahre alt. Nur Rebecca Hohlbein hat das Gen des Schriftstellers geerbt. „Ich kann es mit Buchstaben, alle anderen eher mit Zahlen“, sagt sie.
Die 33-Jährige hat gerade ihren Roman „Himmelwärts“ veröffentlicht. Erzählt wird von einem Engel und einem Vampir, die gemeinsam die Welt retten müssen. Zusammen mit ihrem Vater hat Rebecca Hohlbein die Bücher zu den Filmen „Fluch der Karibik“ geschrieben. Wolfgang Hohlbein hat auch die deutschsprachigen Romane zu Indiana Jones verfasst und sich als Autor für Jerry Cotton versucht. Die Geschichte wurde aber nicht veröffentlicht. „Krimis kann ich nicht schreiben“, sagt er.
Hohlbein wird meist als Fantasy-Autor bezeichnet, doch aus seiner Sicht sei das ein zu eng definiertes Genre. „Fantasy steht oft für Zauberer mit spitzen Hüten. Die kommen zwar bei mir auch vor, aber nicht nur“, sagt er. In seinen Büchern tritt alles auf, was einer Fantasiewelt entspringt und nicht in die heutige Realität passt. Um sich selbst Szenen zu verbildlichen, bastelt der Schriftsteller manchmal auch. So war der Esstisch wochenlang durch den naturgetreuen Miniaturnachbau der chinesischen Mauer belegt.
Hohlbeins nächster Roman „Infinity — Der Turm“ erscheint im Februar. Auch darin vermischt er bewusst mehrere Genres. Fabelwesen kommen genauso vor wie Raumschiffe. Der Autor entwickelt stets drei bis vier Ideen gleichzeitig. „Es kann zwischen drei Tagen und drei Monaten dauern, bis ich mich entscheide. Das bedeutet aber nicht, dass ich die anderen Sachen dann wegschmeiße“, sagt Hohlbein. Die erste Seite für „Infinity“ schrieb er bereits vor 30 Jahren.