Martin Knoke: Neue Ideen mit grünen Inhalten

Der Rheinfelder Martin Knoke tritt für die Grünen im Wahlkreis Neuss II an.

Rhein-Kreis Neuss. Der Rheinfelder Martin Knoke, Ortsverbandsvorsitzender in Dormagen, kandidiert im Wahlkreis 45 (Grevenbroich, Dormagen, Rommerskirchen) für die Grünen.

WZ: Herr Knoke, Sie sind erst 2010 in die Partei eingetreten. Warum engagieren Sie sich für die Grünen?

Knoke: Umwelt- und Klimaschutz, Verbraucherschutz, das konsequente Nein zur Atomenergie und der Kampf für mehr direkte Demokratie sind für mich wesentliche Themen, die mich dazu bewogen haben, beizutreten.

Was wollen Sie mit Ihrer Kandidatur erreichen?

Knoke: Mit meiner Kandidatur will ich Werbung für grüne Politik machen. Ziel ist es, mit starken Direktkandidaten einen aktiven Wahlkampf zu betreiben, damit die erfolgreiche rot-grüne Politik in NRW fortgesetzt werden kann — nach dem 13. Mai in Form einer rot-grünen Mehrheitsregierung.

Sie haben keinen Listenplatz. Warum kandidieren Sie trotzdem?

Knoke: Ich habe mich in der letzten Landesdeligiertenkonferenz bewusst nicht um einen Listenplatz beworben. Bei zahlreichen Veranstaltungen habe ich als Direktkandidat die Möglichkeit, mit den Wählern über grüne Inhalte zu sprechen.

Was müsste Ihre Partei für Dormagen im Landtag tun?

Knoke: Die Initiativen und Gesetze, die die Grünen im Landtag einbringen, haben auch immer direkten Bezug auf die Kommunen und die dort lebenden Menschen. Das gilt für den Schulkonsens, die Stärkung der Kommunalfinanzen oder das zukünftige Klimaschutzgesetz.

Es gibt also kein lokales Thema, das sie einbringen wollen?

Knoke: Das Fuß- und Radwegenetz muss verbessert werden. Für Dormagen wäre es wichtig, dass die Regionalbahn RE 6a zeitnah realisiert wird, damit die Anbindung an Düsseldorf verbessert wird.

Wie kann den finanzarmen Städten wie Grevenbroich und Dormagen geholfen werden?

Knoke: Die Städte müssen finanziell besser ausgestattet werden. Dieses Problem kann jedoch nicht allein von Seiten des Landes geschultert werden. Auf Bundesebene müssen entsprechende finanzpolitische Weichen gestellt werden. Daher heißt der Vorschlag der Grünen „Bedarfspakt“ statt „Solidaritätspakt Ost“.

Ist die Piratenpartei ein ernst zunehmender Konkurrent in Ihrem Wahlkreis?

Knoke: In Bezug auf die politischen Inhalte sehe ich die Piraten weniger als Konkurrenten. Sie müssen sich jetzt im Parlament beweisen. In den vergangenen Monaten wurde der Eindruck erweckt, die Piraten würden das Internet als einzige Partei nutzen.

Wirken die Grünen heute nicht allzu etabliert?

Knoke: Nein. Im Gegensatz zu den Volksparteien können die Grünen seit 2002 stetig steigende Mitgliederzahlen vermelden. Von kommunaler bis europäischer Ebene entwickeln Grüne Woche für Woche neue Ideen, die unser gesellschaftliches Zusammenleben verbessern sollen.

Ist aus Ihrer Sicht das Benzin immer noch zu billig?

Knoke: Die Preise für energetische Rohstoffe, insbesondere Erdöl, werden in den kommenden Jahren weiter steigen. Wer mittel- oder gar langfristig glaubt, der Öl-Preis würde auf einem Level von rund 100 Dollar pro Barrel stagnieren, wird sich wundern. Ich behaupte, dass sich bereits in zehn bis 15 Jahren die Menschen, bei gleicher steuerlicher Belastung, nach den Preisen, die aktuell an der Zapfsäule zu lesen sind, sehnen werden. Daher gilt es, die Abhängigkeit vom Erdöl Schritt für Schritt zu verringern. Uran und Erdöl sind im Gegensatz zu Wasserkraft, Windkraft und Sonnenenergie endliche Ressourcen.

Sie haben Sich kritisch zur neuen TDI-Anlage im Chempark geäußert. Wo sehen Sie Gefahren?

Knoke: Bayer Material Science (BMS) benötigt zur Herstellung von TDI das Gas Phosgen. Phosgen ist ein sehr giftiges Gas, welches im Ersten Weltkrieg als Gaskampfstoff eingesetzt wurde. Bei der geplanten Anlage sollen jährlich 360 000 Tonnen Phosgen zum Einsatz kommen. Die Kommission für Anlagensicherheit legt für Phosgen einen Abstand von mindestens 1500 Metern zur nächsten Wohnbebauung fest. Die Dormagener TDI-Anlage wird nach ihrer Fertigstellung nur 283 Meter entfernt von der nächsten Werksgrenze und nur rund 1000 Meter zur nächsten Wohnbebauung entfernt liegen. BMS geht in seinen Störfallszenarien davon aus, dass die verschiedenen Stoffe, die zur Produktion eingesetzt werden, nur in geringen Mengen freigesetzt werden. Ob diese Stoffe innerhalb der Einhausung, wie vom BMS behauptet, auch ohne Ammoniak-Wand im Falle eines Unfalls unschädlich gemacht werden können, bleibt fraglich.

Der Windenergieerlass des Landes von 2011 zeigt eine klare Position pro Windenergie. Wie kann man das Thema im Rhein-Kreis Neuss voranbringen?

Knoke: Im Rhein-Kreis Neuss können noch weitere Flächen zur Gewinnung von Windenergie erschlossen werden. Des Weiteren werden in Zukunft durch das so genannte Repowering (Errichtung von größeren, leistungsfähigeren Anlagen) weitere Potenziale ausgeschöpft. Aufgrund der Windpotenzialanalysen werden etwa in Grevenbroich Standorte ermittelt, die für Mensch und Natur eine hohe Verträglichkeit aufweisen.