Mats und Manuel lassen auf sich warten
Sophie und Leon führen die Liste an. Genehmigt wird deutlich mehr als in den Vorjahren.
Neuss. Nein, Mats (wie Hummels) oder Manuel (Neuer, natürlich) werden noch nicht verstärkt verlangt. Sandra Spahn, Chefin des Neusser Standesamtes, hat schon diverse Mode-Schwankungen bei der Vornamenwahl erlebt. Dass es in nächster Zeit diverse Mats geben wird, will sie nicht ausschließen. „Das dauert noch ein wenig.“
In Neuss sind die Eltern seit Jahren beständig in ihrer Wahl. Die Mädchen heißen Sophie/Sophia und Marie/Maria, Johanna und Charlotte, für die kleinen Jungs wählen die Eltern gern Leon, Alexander, Maximilian oder Felix (s. Kasten). Die Zeiten von Kevin und Chantal sind längst vorbei, die werde man wohl bald bei der Eheschließung im Standesamt sehen, meint Sandra Spahn.
Von Laura bis Moritz sind die Vornamen problemlos, genauer: leicht zu genehmigen. Ohnehin lassen Standesämter — und nachfolgend Gerichte — deutlich mehr Namen zu als noch vor einigen Jahren. So ist der Grundsatz gekippt, dass ein Vorname, zumindest in Kombination mit einem zweiten, eindeutig das Geschlecht ausweisen muss. Gerichte haben darüber hinaus bereits Winnetou, November, Pumuckl oder Tarzan erlaubt. Das Wohl des Kindes solle nicht gefährdet sein, so der Grundsatz. Ob das für einen kleinen Tarzan zutrifft, mag dahingestellt sein. Richterlich abgelehnt wurden allerdings Elternideen von Grammophon bis Osama bin Laden.
In Neuss sind Auseinandersetzungen wegen gewagter Vornamenwahl äußerst selten. Städtenamen wie in den USA gern gewählt würden nicht zugelassen, sagt Sandra Spahn, bei Jesus oder Judas würden die Eltern in freundlichem Gespräch auf Alternativen gebracht. Bei Schreibweisen, die sich nach der Aussprache richten, werde dezent auf die übliche Schreibweise hingewiesen. Dem Wunsch, Geschwisterkinder exakt gleich zu nennen, werde nicht entsprochen, auch nicht dem Verlangen unverheirateter Paare, einen Nachnamen zum (zweiten) Vornamen des Kindes zu machen. Keine Regel ohne Ausnahme: Ist der Nachname etwa bei Frank oder Walter auch als Vorname üblich, geht es eben doch.
Ab und zu komme der Wunsch nach einem Quirinus, der natürlich genehmigt werde — noch nie aber haben Eltern ihr Mädchen Novesia nennen wollen. Auch eine Angel ist in Neuss eingetragen, abgelehnt wurde dagegen Labello.
Das laufe im Standesamt ohne Streit und gerichtliche Klärungen ab, sagt Sandra Spahn. Menschen, die mit ihrem Vornamen unglücklich sind oder ihn aus anderen Gründen ändern lassen wollen, haben es allerdings schwer. Das regelt nicht das Standesamt, sondern die Namensänderungsbehörde, die beim Kreis ansässig ist. Etwa fünf Mal im Jahr versuche das ein Neusser, sagt die Chefin des Standesamtes, nur einer habe damit Erfolg.
Unabhängig von den Maries und Lucas gibt es in Neuss durchaus Kinder mit ungewöhnlichen Vornamen. Eingetragen wurden Liyell und Hud ebenso wie Shannung, Learta oder Mai, alle in diesem Jahr in Neuss geboren. Nur ein Mats fehlt wirklich noch. Oder Philipp? Aber das könnte ja auch ganz andere Gründe haben.