Matthäusmarkt bietet viel Spektakel
Besucher und Händler loben die Atmosphäre. Der Veranstalter zieht eine positive Bilanz.
Zons. „Heute doppelten Beitrag spenden und das Fegefeuer sparen“, ruft Markus Henker. Dazu rasselt der junge Mann in violetter Samtrobe mit der gut gefüllten Sammelbüchse in seiner Hand. Henker ist einer der historisch kostümierten Freiwilligen, die am Wochenende die Eingänge zur Zonser Altstadt flankierten und die Besucher des Matthäusmarktes um einen „freiwilligen Wegezoll“ baten. Das Geld soll zur Finanzierung eines bronzenen Stadtmodells beitragen, an dem sich Blinde einen haptischen Eindruck der mittelalterlichen Zollfeste verschaffen können. „Die meisten Leute sind nett, aber manche meckern auch richtig“, sagt er.
Zu meckern gab es hinsichtlich der Fülle von 157 Ständen, die Kunsthandwerk und Selbstgemachtes anboten, allerdings nichts. Schon am Samstagmittag schoben sich die Menschen durch die Gassen, genossen das Spätsommerwetter und ließen sich hier und da in die Kunst des Handwerks einführen. „Man kann so viel mehr machen als nur Deckchen“, erklärt die mit einem Spitzenhäubchen bemützte Dame, die fingerfertig mit zwei Klöppeln hantiert und mit dieser Technik Ohrringe und Halsketten aus Golddraht fabriziert.
Hartmut Gerhards bietet als „Bonbonmacher anno 1900“ Süßes zum Lutschen auch in der Geschmacksrichtung „Honig-Kirsch-Karamell“ feil — „für die Weihnachtszeit“ sagt er vom duftenden Wagen runter. Spielzeug-Waffen aus Holz verkaufen sich, ebenso herbstliche Gestecke, Senf, Met und Honig. Lederwaren, Filz und Wolle wechseln gegen Taler den Besitzer, dazu viel Dekoratives aus Beton, Schiefer und Edelstahl für Haus und Garten — und für die Damen, dann aber aus Edelmetall oder Glas.
Fast genau vor dem Kreismuseum präsentiert Monique Zahlten Schmuck aus Fahrradschläuchen. Sie schneidet den schwarzen Kautschuk in winzige Streifchen, flechtet oder arrangiert sie mit Halbedelsteinen, Perlen oder Holz zu Halsketten und Ohrringen. „Ich bin Lehrerin, keine Schmuckdesignerin“, lacht sie, doch die in Jahrzehnten Textilunterricht entwickelte Kreativität ist ihren Unikaten anzusehen. Allein die Liebhaber für solch besondere Stücke bleiben am Samstag zumindest aus.
Auch Sonja Wilden findet für ihre Deko-Kugeln, mit Schweißtechnik gearbeitet und Säure strukturiert, viele Interessenten, wenige Käufer. Sie hadert aber nicht, sondern genießt „das schöne Ambiente hier und das hochwertige Angebot. Solche Märkte gibt es kaum noch“. Überhaupt ist die Stimmung in der Altstadt richtig gut, nicht nur dort, wo das „Duivelspack“, stets umringt von einer Traube an Zuhörern, mit lustigen Liedchen unterhält.
„Nach dem wir anfängliche Schwierigkeiten mit der Stromversorgung behoben haben, läuft alles sehr gut“, zog Jürgen Waldeck, Vorsitzender des Heimat- und Verkehrsvereins, eine erste Bilanz. Schade nur: Der Coch Club Zons fehlte in diesem Jahr mit seinem Crêpe-Stand, das beliebte Kinderkarussell war nicht dabei und das Fanfarencorps aus Korschenbroich hatte krankheitsbedingt abgesagt.