Museum zeigt Mühlen-Geschichte
Die Ausstellung „Von Erftmühlen, Mehl und täglichem Brot“ wurde jetzt eröffnet. Sie läuft bis zum 23. August.
Grevenbroich. Im kleinsten Dachgeschossraum der Villa Erckens geht es fast zu wie im Märchen „Der kleine Däumling“. Denn dort gibt’s ein hübsches Siebenmeilenstiefel-Feeling: Auf dem Boden in dem Raum befindet sich eine Grevenbroicher Stadtkarte samt aller — auch einstigen — Mühlenstandorte, und mit ein, zwei Schritten können Besucher den gesamten Weg zurücklegen. Mühlen-Hopping sozusagen.
Aber das ist nur eine feine Spielerei in der jetzt mit viel Liebe zum Detail hergerichteten Dachgeschoss-Ausstellung „Von Erftmühlen, Mehl und täglichem Brot“, die jetzt im Museum Villa Erckens eröffnet wurde. Bis 23. August ist die Schau zu sehen. Sie bietet spannende und ungewöhnliche Einblicke in die Stadtgeschichte.
Es ist ja stets ein Kompliment an Ausstellungsmacher, wenn sie mit ungewöhnlichen Perspektiven überraschen. Thomas Wolff und seinen Mitstreitern vom Museumsteam gelingt dies in der neuen Dachgeschossausstellung, indem sie nicht nur bekannte Pfade beschreiten. Natürlich werden viele Fotografien der sechs Mühlenstandorte, die im heutigen Stadtgebiet entlang der Erft belegt sind, geboten. Und selbstredend gibt es auch einen Blick auf das Handwerk des Müllers im Wandel der Zeit.
Aber es geht auch um Themen wie Stromproduktion. „Die Grevenbroicher Mühle der Familie Kamper zum Beispiel verarbeitet zwar kein Getreide mehr, aber sie nutzt die Erft weiterhin als Energiequelle“, erklärt Wolff. „Dank der Leistung der Turbinen wird weiterhin Elektrizität produziert und ins Netz eingespeist.“ Der Mensch lebt eben nicht vom Brot allein, sondern er braucht auch Strom, um es zu backen und die Wohnstube zu wärmen.
Klassisch betrieben wurden die Getreide- und Ölmühlen im Stadtgebiet in der Regel vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert. „Ab den 1870er Jahren setzte sich dabei immer mehr die Industrie-Müllerei durch und veränderte die Verarbeitungsprozesse“, sagt Wolff. Für die Gustorfer Mühle kam das Ende der Produktion mit dem Großbrand von 1961. Die Wevelinghovener Untermühle („Drees-Mühle“) lief bis 1960, war aber bereits 1892 als Dampfsägemühle umgerüstet worden. „Die Turbinen der Mühle liefern heute ebenfalls Strom mit dem Wasser der Erft“, sagt Wolff. Der Betrieb der Neubrücker Mühle — um 1875 als Sägemühle umgebaut — wurde 1956 eingestellt.
An der Obermühle, seit 1894 im Besitz der Familie Kottmann, findet sich der einzige heute noch am Markt tätige Mühlenbetrieb in der Schlossstadt. Viele Exponate wurden von den Familien der Grevenbroicher Mühlenbesitzer sowie mit Unterstützung des Erftverbands zusammengetragen.
Doch nicht nur die Geschichte der Mühlen wird in der Ausstellung thematisiert, sondern auch ihre Bedeutung für das Leben in der Stadt — und sogar im Märchen. „Mühlen spielen darin bekanntlich oft eine zentrale Rolle“, sagt Wolff. Aus diesem Grund ist zur Ausstellung auch eine Lesung zum Thema „Mühlen und Märchen“ geplant. „Der Termin steht allerdings noch nicht fest.“