Nach der Wahl: Nickel will auch in Zukunft Politik machen
Der CDU-Kandidat bietet dem künftigen Bürgermeister Reiner Breuer seine Zusammenarbeit an.
Neuss. Thomas Nickel hat den Schock der Wahlniederlage verwunden — und macht weiter. Auf Nachfrage erklärte der gescheiterte CDU-Bürgermeisterkandidat gestern, sein Ratsmandat, das er 2014 in Holzheim als Direktkandidat verteidigen konnte, weiter erfüllen zu wollen. Aber auch als erster stellvertretender Bürgermeister will Nickel an Bord bleiben: „An der Stelle sollte jemand sein, der seine Erfahrung einbringt — wenn es gewollt wird“, sagte Nickel, der so dem künftigen Bürgermeister Reiner Breuer (SPD) seine Zusammenarbeit anbietet.
Nickel betonte, nicht an seinen Ämtern zu kleben. Aber er würde diese nur aufgeben, „wenn man mir einen Fehler nachweist.“ Das sei aber bislang weder geschehen noch versucht worden, sagt er. Im Gegenteil. Die Mitglieder des Vorstandes kamen bei ihrer Wahlanalyse am Tag eins nach der katastrophalen Niederlage zu dem Ergebnis, dass eigentlich niemand dafür die Schuld trägt. „Im Vorstand wurde sehr deutlich gesagt, dass weder ich noch das Team Fehler gemacht haben“, bilanzierte Nickel die knapp zweistündige Sitzung.
Vielmehr wurde Nickel fast noch mit dem Hinweis entschuldigt, so fasst der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Jörg Geerlings einige Wortmeldungen zusammen, dass er im Wahlkampf für vieles mitverantwortlich gemacht worden sei, „was aus dem Rathaus kam“, also Bürgermeister Herbert Napp anzulasten wäre. „Du warst wie ein Zwilling von Herbert und wurdest mit bestraft“, zitierte Nickel gestern eine von angeblich mehreren Wortmeldungen dieser Art. Als Schlussfolgerung dieser Sichtweise wurde die Erkenntnis formuliert: Keiner der vier Bewerber, die sich im November um die Bürgermeisterkandidatur in der Union beworben hätten, wäre gewählt worden. Ja, nicht einmal Amtsinhaber Napp hätte noch einmal eine Chance gehabt.
Während die CDU die Aufarbeitung der Wahlniederlage erkennbar auf eine außerordentliche Mitgliederversammlung vertagen will und die SPD im Feiertagsmodus bleibt, ziehen sich über dem FDP-Parteivorsitzenden Michael Fielenbach dunkle Wolken zusammen. Die Jungen Liberalen und die Liberalen Senioren zählen ihn mit zu den Wahlverlierern vom Sonntag. Fielenbach habe, wie Benjamin Beyer (JuLis) und Reiner J. Reimann (Liberale Senioren) betonen, „im Alleingang und ausdrücklich ohne Beschluss eines gewünschten, aber nicht einberufenen Sonderparteitags eine eigene Kandidatur durch den in Neuss beliebten und bekannten Hermann Josef Verfürth ausgeschlossen“. Stattdessen setzte der Vorstand alleine auf die Karte Thomas Nickel. „Diese einsame Entscheidung hat dem SPD-Kandidaten Reiner Breuer in die Hände gespielt und eine Stichwahl unnötig gemacht“, sind beide überzeugt. Sie sind gespannt, schreiben beide, wie der Vorsitzende „mit dieser Niederlage umgeht“.
Zur Sprache wird das Thema bei der Mitgliederversammlung kommen, die spätestens im Januar stattgefunden haben muss. Diese Fristsetzung ist eine der Auflagen des Parteischiedsgerichtes, das vier ehemalige FDP-Vorsitzende im Streit mit dem Vorsitzenden Fielenbach über die Frage eines eigenen Kandidaten angerufen hatten. Auf Anraten des Gerichtes war kein Urteil verlangt worden — weil das für schlechte Presse gesorgt hätte.