Neuss: Aufwertung für Öko-Paradies
Naturschutz: Die Erftaue soll mit Hilfe von EU-Geldern wieder in naturnäheren Zustand versetzt werden.
Neuss. Die Erftaue bei Gnadental ist ein kleines Öko-Paradies. Hier fühlen sich Nachtigall und Pirol ebenso heimisch wie Steinkauz, Eisvogel oder der kleine Wasserfrosch. Auch der zottige Klappertopf, ein Sommerwürzgewächs mit gelben Blüten, findet nahe der Erftmündung einen idealen Nährboden. Laut einer Studie des Rheinischen Fischereiverbandes hat die Erft zudem die höchste Aaldichte aller untersuchten Gewässer in NRW.
Doch das Paradies hat auch seine Schattenseiten. Die Erft verläuft in ihrem begradigten Flussbett in extremer Tieflage und weist mehrere Gefälle auf, die dem Aal das Passieren erschweren.
Die Ufer sind durch Wasserbausteine künstlich eingedämmt, die Altarme ökologisch minderwertig und durch das überdimensionierte Flussbett finden für Auenlandschaften wichtige Überflutungen kaum statt.
Das könnte sich bald alles ändern, denn der Erftverband strebt eine Renaturierung der Erftaue bei Gnadental im Rahmen eines EU-LIFE-Projektes an und will die Stadt dafür als Partner ins Boot holen. Am Donnerstag soll die Idee erstmals im Umweltausschuss vorgestellt werden. Ziel ist - vereinfacht ausgedrückt - die Erft und das Auengebiet wieder in einen naturnäheren Zustand zu versetzen.
Der Erftverband plant eine Verlagerung des Erftlaufes in heute noch erkennbare, ehemalige Flussschlingen. Das würde eine Verlängerung des Flusslaufes um zirka 1,3 Kilometer sowie eine bessere Anbindung der Aue an den Fluss zur Folge haben. Periodische Überflutungen wären gut für das Öko-Gleichgewicht, auch die Gefälle im Flusslauf würden verschwinden und der Aal könnte wieder ungehindert seines Weges schwimmen.
Zusätzlich soll geprüft werden, ob Ackerland in dauerhaftes Grün umgewandelt werden könne. Im Optimalfall könnten an der Erft neue Lebensräume für Amphibien und Fische entstehen und sich die Bedingungen für seltene Vogel- und Pflanzenarten verbessern.
Realisiert werden soll das Projekt zwischen 2012 und 2014. Die Kosten würden sich auf rund 2,5 Millionen Euro belaufen. Die Stadt Neuss, die sich nur mit flankierenden Maßnahmen (Internetauftritt, Hinweistafeln, Info-Material für Schüler) einbringen soll, würde eine Projektbeteiligung rund 260.000 Euro kosten.
Der Fördersatz des EU-LIFE-Programms liegt bei 50 Prozent und könnte durch eine Kofinanzierung des Landes auf bis zu 9 5Prozent aufgestockt werden.