Neuss: Barfußpfad - Herausforderung für die Füße
Kiesel und Sand, Rindermulch und Marmor: Am Berghäuschensweg wandeln die Besucher durch einen Parcours für die Sinne.
Neuss. Eine Saisoneröffnung ohne Schuhe und Strümpfe? Für den Barfußpfad ist das mehr als passend. Vertreter des Verkehrsvereins, Sponsoren des Pfades und neugierige Besucher feierten daher am Samstag den Start in die Saison auf blanken Füßen. Im Gänsemarsch ging es anschließend über die Felder, die mit verschiedenen Materialien für intensive Lauf-Erlebnisse sorgen. Auf einem Rundweg, der durch den Hochzeitshain am Berghäuschenweg führt, ist der Barfußpfad mit 15 Stationen angelegt. Runder Kiesel, weicher Sand, spitzer Splitt, elastischer Rindenmulch, kühle Marmorstücke - nicht alles ist fußschmeichelnd und von Beginn an angenehm unter der Sohle. Doch genau darin besteht die Herausforderung: durch Übung zu lernen, mit den unterschiedlichen Eindrücken an den Füßen umzugehen, sich darauf einzulassen, das Gleichgewicht zu bewahren, auch wenn es piekst und zwickt.
Erftwiesen und Hochzeitshain bieten eine schöne Kulisse
Thomas Wündrich hat als Landschaftsarchitekt den Pfad 2003 angelegt. "Ich habe mir vorher einige andere Pfade und Anlagen angesehen und Ideen gesammelt. Diesen Barfußpfad zeichnet aus, dass er landschaftlich eingebettet ist in die Erftwiesen und den Hochzeitshain und so einen schöne Kulisse bietet." Für Detlef Fleischer, stellvertretender Vorsitzender des Verkehrsvereins, der den Pfad wöchentlich kontrolliert, ist das Barfußlaufen eine Passion: "30 der rund 40 Barfußpfade in ganz Deutschland habe ich im vergangenen Jahr besucht und viele Ideen für unseren Pfad mitgebracht." Er ist stolz, dass der Natur- und Sinnesparcours eine große Anhängerschaft gefunden hat, die die Anlage weit über die Grenzen der Stadt bekannt gemacht hat. "Fast immer trifft man auswärtige Besucher auf dem Pfad an und der Verkehrsverein hat ihn mit großem Erfolg auch auf der Internationalen Tourismusbörse vorgestellt."Barfuß laufen fördert Durchblutung und Stoffwechsel
Die Saisoneröffnung durch den Vorsitzenden Leon Sztabelski nutzten auch einige für das erste Probelaufen, die schon lange von dem Barfußpfad wussten, aber bisher immer nur mit dem Fahrrad daran vorbeifuhren. Mit Überraschung stellten sie fest: "Manche Felder konnte ich nicht komplett überqueren, weil es einfach zu ungewohnt war", sagt Ursula Schad aus Neuss nach ihrem ersten Parcours. Aber sie möchte auf jeden Fall weiterüben. "Ich werde noch mal in Ruhe kommen und habe für mich selbst den Ehrgeiz entwickelt, dass ich es schaffen möchte, alle Felder stramm zu durchlaufen." Das Barfußlaufen auf den verschiedenen Untergründen hat nicht nur etwas für die Sinne zu bieten, erklärt Diplom-Sportlehrerin Katrin Böttcher von der Medicoreha-Einrichtung am Lukas-Krankenhaus: "Das Laufen über den Barfußpfad fördert zum einen die Durchblutung und den Stoffwechsel, dient aber auch der Verbesserung der Koordination und des Gleichgewichtssinns. Nicht zuletzt gibt es ein Gefühl, das man in Schuhen nicht erleben kann." Die Einrichtung plane, den Barfußpfad für ihre Therapie zu nutzen, beispielsweise für seh- und gehbehinderte Patienten oder orthopädische Übungen, erklärt Böttcher.Der Pfad liegt am Berghäuschensweg an der Erftbrücke und ist ganzjährig und kostenlos geöffnet.