Frühlingskonzert der NKO im Zeughaus Begeisterter Applaus für den Heimkehrer

Neuss · Der Geiger Michael Dauth veredelte das Frühjahrskonzert des NKO mit einer solistischen Glanzleistung.

Das Frühlingskonzert der NKO bot eine familiäre Atmosphäre.

Foto: Stefan Büntig

Eine fast familiäre Atmosphäre herrschte im sehr gut besuchten Zeughaus anlässlich des ersten diesjährigen NKO-Konzertes. Michael Dauth, der vor 50 Jahren sein erstes Konzert als Solist mit dem Orchester gegeben hat, dessen Konzertmeister war und eine internationale Karriere vorweisen kann, war als Solist des Violinkonzertes A-Dur KV 219 von Wolfgang Amadeus Mozart an seine frühe Wirkungsstätte zurückgekehrt.

Dieses Ereignis wollten sich die Freunde des NKO ebenso wenig entgehen lassen wie Wilhelm Schepping – Gründer und langjähriger Leiter des Orchesters – und Karl Kühling, der von 1988 bis 1999 die orchestralen Geschicke lenkte. Er übergab 1999 den Dirigentenstab an Joachim Neugart.

Michael Dauth spielte das melodiengesättigte Konzert, das Mozart bereits als 19-Jähriger komponierte und öffentlich vortrug, mit einer auf brillanter Technik fußender Souveränität und Abgeklärtheit des erfahrenen Musikers. Jede mozärtliche Nuance kostete er in nahtlosem Zusammengehen mit dem aufmerksam sekundierenden Orchester liebevoll aus und punktete nur in den werkgerechten Kadenzen mit unauffälliger Virtuosität. Das Publikum reagierte voller Begeisterung und ruhte nicht eher, bis Solist und Orchester sich zu einer Zugabe überreden ließen: der „Melodie“ von Peter Tschaikowsky.

Joachim Neugart, der unaufgeregt, motivierend und sehr genau leitete, wagte im zweiten Teil des Konzertes etwas Besonderes – die Symphonie Nr. 6 A-Dur von Anton Bruckner in einer Kammermusikfassung von Matthias Giesen. Dieser ist Kirchenmusiker, Musiktheoretiker und Dirigent – von 2003 bis 2017 war er Stiftskapellmeister an St. Florian, der Wirkungsstätte Anton Bruckners. Giesen beschränkt seine Bearbeitung auf ein Streichorchester, dazu – solistisch besetzt – eine Klarinette, ein Waldhorn, ein Akkordeon, Klavier und Pauken.

Für den Hörer ist es frappierend, dass auch in dieser Besetzung durchaus der volle, symphonische Brucknerklang zu erleben ist. Das ist nicht zuletzt dem Akkordeon zu verdanken, das sich hier nahtlos mit den engagiert agierenden Streichern mischte. Lediglich das Klavier wirkte – ungeachtet der spieltechnischen Versiertheit der Pianistin – bezüglich seines Klanges zuweilen als Fremdkörper. Das Neusser Kammerorchester und die Solisten präsentierten sich in vorbildlicher Verfassung und bestanden diese ganz andersartige Herausforderung mit Bravour. Das sah auch das mit reichem Beifall dankende Publikum so, das trotz der himmlischen Längen der vier ganz gegensätzlichen Sätze bis zum Schluss gespannt lauschte.