Ab dem 1. Juli geht’s los Anbau-Flächen für Cannabis sind in Neuss nicht gern gesehen

Neuss · Ab dem 1. Juli dürfen „Cannabis Social Clubs“ Marihuana gemeinschaftlich anbauen und kontrolliert abgeben. Doch bei den Vorbereitungen tun sich in Neuss Schwierigkeiten auf – was zu Befürchtungen führt.

Vorgesehen ist in den Clubs ein Abgabe-Limit von 25 Gramm am Tag pro Mitglied und insgesamt 50 Gramm im Monat pro Person.

Foto: dpa/Christian Charisius

Es ist ein Datum, das die „Cannabis Social Clubs“ mit Spannung erwarten: Ab dem 1. Juli dürfen die Mitglieder nämlich eine Lizenz beantragen, um dann Marihuana gemeinschaftlich anzubauen und begrenzte Mengen an Vereinsmitglieder abzugeben.

Auf dem Weg zum ersten eigenen Gras tun sich nun allerdings Hindernisse auf. „Wir suchen immer noch nach einer geeigneten Immobilie für den Anbau“, sagt Giovanni Ferraro, stellvertretender Vorsitzender des Vereins „Cannabis Social Club Neuss“ (CSC). Zwischenzeitlich habe man zwar ein geeignetes Objekt gefunden, um die Pflanzen zu züchten, „dann haben wir aber doch noch eine Absage erhalten“, sagt Ferraro. Bei vielen Eigentümern seien Vorbehalte zu spüren, wenn der Verein mit seinem Anliegen auf sie zukommt. Konkret gesucht wird eine Gewerbehalle zwischen 500 und 1000 Quadratmeter. Derzeit, so Ferraro, hat der Verein eine Warteliste von rund 150 Personen. Mit dem Start warte man bewusst bis zum 1. Juli, „damit keine unnötigen Kosten auf die Mitglieder zukommen“, so der stellvertretende Vorsitzende.

Giovanni Ferraro vom Cannabis Social Club Neuss.

Foto: Simon Janßen

Sorge, dass der Schwarzmarkt profitieren werde

Noch in der Gründung befindet sich der „Cannabis Social Club“ namens „Rheinkraut“, der ebenfalls in Neuss ansässig ist. Bei den Verantwortlichen tun sich allerdings ähnliche Schwierigkeiten auf wie bei den Kollegen vom CSC. „Auch wir suchen noch nach einer Immobilie, es ist wirklich sehr schwer“, sagt Christopher Otten von „Rheinkraut“, der ebenfalls eine Reihe von Absagen erhalten hat und von einer „Stigmatisierung“ spricht. Seine Sorge: Sollten weitere Clubs ähnliche Probleme haben, Flächen für den Cannabis-Anbau zu finden, werde zu wenig legales und „sauberes“ Cannabis gezüchtet. „Entsprechend könnte weiterhin der Schwarzmarkt profitieren“, sagt Otten. Was alle Verantwortlichen der Clubs betonen: Der Jugendschutz spiele eine essenzielle Rolle. „Unsere Jugendschutzbeauftragte konsumiert selber gar kein Cannabis“, sagt Otten.

Um Anbauflächen anzubieten, gibt es im Internet bereits spezielle Portale. Beim Blick auf einer der Karten ist im Rhein-Kreis Neuss lediglich ein Eintrag zu finden – dabei handelt es sich um einen landwirtschaftlichen Betrieb aus Grevenbroich, der Kühlhäuser als mögliche Anbau-Fläche anbietet. „Wir haben eine ergänzende Nutzung für unseren Betrieb gesucht und stehen dem Thema Cannabis offen gegenüber“, sagt der Anbieter, der anonym bleiben möchte, im Gespräch.

Noch gar kein Thema ist der Cannabis-Anbau bei den Landwirten, wie Johannes Küppers, Vorsitzender der Kreisbauernschaft, sagt. Er habe zwar mitbekommen, dass sich der eine oder andere Landwirt mit dem Thema Nutzhanf beschäftigt hat, „dort gibt es allerdings sehr viele Auflagen zu berücksichtigen“, so Küppers.

Vorgesehen ist in den Clubs ein Abgabe-Limit von 25 Gramm am Tag pro Mitglied und insgesamt 50 Gramm im Monat pro Person. Für unter 21-Jährige gelten Sonderreglungen. In den Clubs selbst und im Umkreis darf allerdings nicht konsumiert werden. Die Vereine dürfen nicht gewinnorientiert sein und maximal 500 Mitglieder haben, die mindestens 18 Jahre alt sein und seit sechs Monaten in Deutschland leben müssen. Die Weitergabe von Cannabis an Nicht-Mitglieder ist verboten, für Samen und Stecklinge gelten wiederum eigene Regeln. Jeder Club muss zudem Jugendschutz-, Sucht- und Präventionsbeauftragte benennen.

Wie viele der Cannabis-Clubs es aktuell in Neuss bereits gibt, ist übrigens nicht genau zu beziffern. Auf Anfrage beim zuständigen Amtsgericht Neuss heißt es, dass der Zweck bei den eingetragenen Vereinen nicht gesondert erfasst wird.