Neuss: „Die Bürger haben längst resigniert“
Das Hin und Her um die Straßenbahn in der Innenstadt führt zu Verwirrung. Die Redaktion hat am WZ-Mobil nachgefragt.
Neuss. Es sind viele Fragen, die sich die Neusser stellen, wenn das Thema Straßenbahn in der Innenstadt angesprochen wird. Nach dem Ratsbürgerentscheid im vergangenen Jahr schien der Verbleib der Bahn endgültig gesichert. Jetzt hat die Initiative "Bahnfrei" jedoch die nötigen 4000 Stimmen für einen Einwohnerantrag zusammen. Der Rat muss sich also noch einmal mit dem Thema beschäftigen. Blicken die Neusser da noch durch? Die Redaktion hat am WZ-Mobil nachgefragt.
"Eigentlich war ich für die 709 in der Innenstadt - zumindest für die eingleisige Variante", sagt Ulla Reipen und erklärt: "Da dieser Abschnitt aber nur 350 Meter lang wird, bin ich jetzt unentschlossen. Auch viele andere Bürger haben bei diesem Thema längst resigniert."
Konrad Welzel ist entschieden gegen die Linie 709 im Hauptstraßenzug. "Die Bahn lässt keine Möglichkeit des Einkaufs zu. Die Alternative wäre eine Linie von der Josef-Kardinal-Frings-Brücke durchs Hammfeld, über den Europadamm nach Düsseldorf." Der Rat solle nun mutig sein und die Bahn aus der Innenstadt verbannen.
Daran glaubt Bahnbefürworterin Hildegard Depner nicht. "Wenn die bisher verlegten Schienen alle wieder abgebaut würden, kämen auf die Stadt hohe Kosten zu, weil sie dann vertragsbrüchig geworden wäre." Überhaupt würde durch die Unterschriftenaktion von "Bahnfrei" die Meinung der Bürger missachtet. "Man kann nicht so lange abstimmen, bis das Ergebnis stimmt."
Auch Cäcilia Bodewig kritisiert die Unterschriftenliste von "Bahnfrei". "Da haben Minderjährige unterschrieben, die das noch gar nicht durften." Sowieso sei man über diese Aktion zu wenig aufgeklärt worden. "Eine Bekannte von mir hat unterschrieben, weil sie dachte, das sei für den Erhalt der Bahn."
"Neuss hat einen historischen Stadtkern. Davon merkt man aber nichts mehr, und mit der Bahn schon gar nicht", sagt Astrid Schnitzler. Die derzeitige bahnfreie Zeit sieht sie aber nicht ausschließlich positiv: "Dadurch sind mehr Radfahrer in der Fußgängerzone, die die Leute umfahren."