Neuss: Ein Netzwerk für Suchende

Nach längerer Vakanz hat Martin Bock die Nachfolge von Christoph Waldecker im Schützenmuseum angetreten.

Neuss. Der Name ist lang und deutet auf die Entstehungsgeschichte hin. Das Rheinische Schützenmuseum Neuss mit Joseph-Lange-Schützenarchiv an der Oberstraße existiert jetzt seit gut vier Jahren. Zwei halbe Stellen für Wissenschaftler sind in Haus Rottels vorgesehen. Nach einer längeren Vakanz sind jetzt wieder beide Stellen besetzt.

Martin Bock, Historiker und natürlich Schütze, hat die Nachfolge von Christoph Waldecker angetreten, der wiederum zum Leiter des Stadtarchivs Limburg berufen wurde. Mit seiner Kollegin Britta Spies stellt Bock nun die wissenschaftliche Arbeit sicher. Während Britta Spies für das Museum verantwortlich ist, kümmert sich der Neue im Team um die Pflege und den weiteren Aufbau des Schützenarchivs. Dessen Grundstock geht auf die umfangreiche Sammlung des im vergangenen Jahr verstorbenen früheren Stadtarchivars Joseph Lange zurück. Schon jetzt kann sich das Archiv sehen lassen.

171 Bestände sind in Haus Rottels archiviert, das macht umgerechnet 48 laufende Meter Material. Sammelschwerpunkt ist wie zu erwarten die Geschichte des Neusser Schützenwesens. Materialien gibt es zu allen Korps und Gesellschaften, auch zu etwa 70 Zügen. Etwa 12 000 Fotos, die frühesten aus den 70er Jahren des 19. Jahrhunderts, sind hier zu finden. Das wissenschaftliche Interesse geht allerdings über die Neusser Geschichte hinaus und bezieht das ganze Rheinland ein. Quellen geben Auskunft zu etwa 80 Vereinen und Gesellschaften, berichten über die Entwicklungen im Deutschen Schützenbund (seit 1878) und seinem Rheinischen Pendant (seit 1892).

Die Aufgaben des neuen Mitarbeiters im Schützenarchiv sind vielfältig. Die Pflege der Bestände ist das eine, dazu zählt auch die Erweiterung der Sammlung. Darüber hinaus aber soll Martin Bock auch Schützenvereine beim Aufbau und der Pflege von eigenen Archiven beraten, auch können überregionale Bestände übernommen werden.

Stadtarchivdirektor Jens Metzdorf, der die Archivarbeiten in Haus Rottels betreut - die Museumsarbeiten werden von Thomas Ludewig vom Clemens-Sels-Museum unterstützt - sieht das Schützenarchiv künftig als eine Art Schaltstelle für die Forschung; "ein Netzwerk für Suchende". Für die Arbeit an dieser "Schaltstelle" sei Martin Bock sicherlich der richtige Mann, habe der doch "den rheinischen Blick": Der Historiker aus Frechen mit Spezialgebiet frühe Neuzeit hat über das Kölner Domkapitel im 16.Jahrhundert promoviert.