Neuss: Pflastersteine des Anstoßes

Die Gruppe Terre des Hommes befürchtet, dass der Import-Granit im Hauptstraßenzug durch Kinderarbeit gefertigt wurde.

Neuss. Die Stadt hatte von Anfang an mit offenen Karten gespielt und nie verschwiegen, dass die hellen Steine, die gerade erst im Hauptstraßenzug verlegt worden sind, aus China stammen.

Pflastersteine, Randsteine, Rinnsteine und Bodenplatten - sie alle kommen in den vergangenen Jahren dank günstigen Preisen zunehmend auf die deutschen Straßen.

Sie haben den zuvor genügten Materialien wie etwa dem Porphyr aus Europa längst den Rang abgelaufen. "So etwas schreiben wir europaweit, aus und dann erhält die Firma den Auftrag, die gemäß unserer Vorgaben den günstigsten Preis macht", sagt Stadtsprecher Peter Fischer.

Eine dieser Vorgaben ist, dass die Materialien nicht aus Kinderarbeit stammen dürfen. Das entspricht einem Beschluss des Stadtrates vom 17. Februar 2006. Dafür muss die Firma dem Stadtrat ein Zertifikat vorlegen.

Das hat die chinesische Firma, deren Steine im Hauptstraßenzug verwendet wurden, laut Auskunft der Pressestelle auch getan. Doch hat sich die Firma das in schlechtem Englisch geschriebene Schriftstück im Mai 2005 selbst ausgestellt (liegt der Redaktion vor). Von unabhängiger Seite gibt es keine Bestätigung.

Genau das ist der Grund, warum die Neusser Arbeitsgruppe der Menschenrechtsorganisation Terre des Hommes große Zweifel hegt, dass - trotz aller Anstrengungen der Stadt - zu befürchten sei, dass die im Hauptstraßenzug verwendeten Steine von Kinderhänden behauen wurden.

"Die Steine werden über eine Firma im Emsland aus China importiert. Doch ist China wegen der weltweiten Nachfrage selbst zum Importeur von Granit aus Indien geworden", sagt Michael Klinkicht von Terre des Hommes. Er ist zugleich Fraktionsvorsitzender der Grünen im Stadtrat. "Wir haben bei der Firma nachgefragt, ob sie ausschließen könne, dass die in Neuss verwendeten Steine aus Indien kommen", sagt er. Doch sei die Firma eine Antwort schuldig geblieben. "Und unsere Anfrage stammt vom vergangenen Oktober", so Klinkicht.

Nun soll Bürgermeister Herbert Napp (CDU) klären, woher die Steine kommen und ob sich der von der Stadt ausgewählte Importeur selber über die Einhaltung der Menschenrechte in den Steinbrüchen überzeugt hat. Darum bittet ihn die Neusser Terre des Hommes-Gruppe.

Die Bündnis-Grünen fragen zudem, warum die Stadt Neuss nicht auf Firmen zurückgegriffen habe, die von Terre des Hommes als unbedenklich eingestuft worden seien. Terre des Hommes nennt in ihrem Brief an Napp die Firmen Bergische Grauwacke und Eifel-Basalt Kopfsteinpflaster.