Neue Tierschutz-Leitlinien des Landes Pferde: Neue Regeln für Schützen?

Neuss. · Die neuen Schutzrichtlinien für Pferde an Karneval erregen viel Aufsehen. Bei den Schützen macht man sich über mögliche neue Regeln Gedanken.

Die Verantwortlichen des Schützenfests betonen, dass man das Tierwohl stets im Blick behalte.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Die Reiter im Schützenregiment müssen in Zukunft wohl verstärkt auf ihre Linie achten. Grund sind die neuen Richtlinien des Landes NRW für mehr Pferde-Schutz. Diese sehen unter anderem vor, dass das Gewicht reitender Personen nicht mehr als 15 Prozent des Pferdegewichts betragen darf. Die neuen Regeln sollen zwar zunächst nur für den Karneval gelten, doch wie eine Sprecherin des Landesumweltministeriums mitteilte, werde man prüfen, ob die neuen Leitlinien auch auf weitere Brauchtumsveranstaltungen übertragbar sind. Heißt: Auch die Planer des Neusser Bürger-Schützenfestes müssten sich in Zukunft dann mit den neuen Tierschutz-Regeln anfreunden.

Ein Szenario, das für Schützen-Präsident Martin Flecken nicht unwahrscheinlich ist, wenngleich das Neusser Schützenfest und Karnevalszüge nicht direkt miteinander vergleichbar seien. „Ich denke, dass Karnevalsumzüge für Pferde gefährlicher sind – weil die Gefahr besteht, dass sie von Wurfmaterial getroffen werden.“

Oberst Walter Pesch sieht den möglichen neuen Leitlinien gelassen entgegen. Zumal die meisten Forderungen des Landes gar nicht neu seien und in der Quirinus-Stadt längst umgesetzt würden. Dazu gehören unter anderem das Alkohol-, Handy- und Rauchverbot bei Reitenden. „Wir schauen stets, dass wir Tierwohl und Brauchtum in Einklang halten“, so der Oberst. Diesbezüglich sei man in Neuss grundsätzlich gut aufgestellt. Weitere Beispiele dafür: Gelassenheitsprüfungen der Pferde, kurze Anreisewege zum Fest, Auslauf- sowie Futtermöglichkeiten nach den Umzügen auf der Rennbahn oder die ausgiebigen Tränkungen auf dem Markt. Auch regelmäßige Dopingkontrollen, die ebenfalls ein Teil der neuen Karnevals-Leitlinien des Landes sind, gebe es in Neuss bereits seit Jahren. Neu wäre allerdings der festgelegte Grenzwert für das Gewicht des Reiters.

Tierschützer fordern Verzicht
auf Pferde bei Umzügen

Pesch betont jedoch, dass man bereits auf ein gutes Verhältnis zwischen der Tragfähigkeit des Pferdes und des Reiter-Gewichtes achte. Wenn die neuen Leitlinien auch auf Neuss übertragen werden sollten, sei man allerdings gerne bereit, den ein oder anderen Aspekt zu verfeinern. Immer wieder fordern Tierschützer, bei Karneval, Schützenfest und weiteren Brauchtumsveranstaltungen ganz auf Pferde zu verzichten. Das kommt auch für Axel Hebmüller, Chef des Neusser Reitercorps, nicht in Frage: „Pferde gehören zum Schützenfest dazu.“ Auch Walter Pesch bezeichnet es als „festen Bestandteil der Tradition“.

Für das Komitee hat es jedoch oberste Priorität, dass die „reiterlichen Voraussetzungen“ erfüllt werden. Dazu gehört unter anderem, dass regelmäßige Reitaktivitäten durch Dokumentation nachgewiesen werden.

Wer das nicht tut, kann sogar ausgeschlossen werden. Zudem muss auch eine Prüfung bei einem unabhängigen Reitrichter abgelegt werden. Während der Schützenumzüge hat jeder Reiter zudem eine feste
Begleitperson.