Epson baut in Neuss Japanischer Technologiekonzern bindet sich an den Standort Neuss
Neuss · Der japanische Technologiekonzern Epson bekommt in Neuss das größte und modernste Präsentations- und Schulungszentrum in Europa. Donnerstag war Grundsteinlegung. So geht es auf der Industriebrache „Pierburg alt“ weiter.
Die Stadt muss mit der IHK Mittlerer Niederrhein noch einmal über den Nutzungsmix auf der Industriebrache „Pierburg alt“ reden. Zu klären ist die Frage: MI oder MU? Der Unterschied: Ein Mischgebiet (MI), zu dem die Fläche an der Stadtgrenze zu Düsseldorf umgewandelt werden sollte, benötigt einen gewerblichen Anteil von 30 Prozent. Weil dieser Anteil nach Ansicht der Investoren nicht zu erreichen sei, erklärt Planungsdezernent Christoph Hölters, wird ein „Urbanes Gebiet“ als Ziel in den Blick genommen. Ein solches wird in Bebauungsplänen mit „MU“ eingetragen.
In Jubel wird man bei der IHK über diese Nachricht nicht ausbrechen, denn die Kammer hätte den alten Fertigungsstandort gerne ganz für gewerbliche Zwecke erhalten. Jetzt bleibt „nur“ ein 20-Prozent-Anteil von, so die MU-Definition, „gewerblichen Betrieben und kulturellen Einrichtungen, die die Wohnnutzung nicht wesentlich stören“. Kleines Trostpflaster: Der Gewerbeanteil wird nicht in irgendwelchen Etagen mehr rechnerisch abgebildet als erkennbar gebaut, sondern entsteht in „echten“ Gewerbekomplexen.
Für ein besonders innovatives Firmengebäude mit der künftigen Postanschrift Leuschstraße 6 wurde am Donnerstag der Grundstein gelegt. Darüber könnte die IHK jubeln, denn das Projekt bindet den japanischen Technologiekonzern Epson auf Jahre an den Standort Düsseldorf-Neuss. Hörbar gejubelt hat allerdings schon Michael Rabbe, der Geschäftsführer der Epson Deutschland GmbH. Als Bauherr lobte er die geplante Immobilie als attraktiv und top-modern, zudem werde sie dem hohen Anspruch von Epson an Umwelt- und Nachhaltigkeitsstandards gerecht. Und: „Es ist maßgeschneidert für unseren Bedarf und die Zukunft – soweit wir die schon überblicken können.“
Die Umnutzung der Fläche „Pierburg alt“ ist seit 2014 mit dem Namen des Düsseldorfer Projektentwicklers „Bema Group“ verbunden, der damals die Liegenschaft mit einem gut fünf Hektar großen Grundstück erwarb. Mit dem Bau eines 2019 eröffneten Hotels und eines viergeschossigen Bürokomplexes, die entlang der Düsseldorfer Straße fertiggestellt wurden, entstanden die ersten Landmarken. Aktuell wird gleich daneben ein mehrgeschossiger Wohnkomplex mit 104 Wohnungen gebaut, von denen 46 Wohnungen öffentlich gefördert werden. Fertigstellungstermin: Ende 2025.
Weil der Bebauungsplan für die Gesamtfläche noch in Arbeit ist, beschränken sich die Bauaktivitäten auf die Grundstücksränder. Genehmigungskriterium ist dann, ob sich das neue Gebäude in die Umgebungsbebauung einfügt. Das ist bei dem sogenannten Industrial Solution Center, das die Bauunternehmung Goldbeck im Auftrag von Bema bis Ende 2025 für den Mieter Epson errichten soll, nicht anders.
Damit folgen Stadt und Investor einer Strategie, die Planungsdezernent Hölters mit „Harte Schale, weicher Kern“ umreißt. Das heißt: Um im Kern der Fläche vor allem Wohnungen bauen zu können, muss dieser mit einem Gürtel von Gewerbebauten umringt werden, der die Immissionen aus den in Sichtweite liegenden Industriegebieten „schluckt“. Anders wäre Wohnungsbau in der Nähe zum Neusser Hafen nicht möglich gewesen.
Bei Bema hat sich Epson eingemietet. Erst in einem Komplex in Düsseldorf Heerdt, der als Firmenzentrale für den Markt Deutschland, Österreich und Schweiz dient. Und nun mietet Epson das neue Präsentations- und Schulungszentrum in der Neusser Nordstadt. Es ist eines von europaweit drei Gebäuden dieser Art, aber das größte und modernste, wie Rabbe erklärt. Mit seiner Fertigstellung werden die „Showrooms“ in Meerbusch und Ratingen nächstes Jahr aufgegeben.
Gedacht ist die neue Adresse, um Kunden die Epson-Technologie zur Papierbearbeitung in der direkten Anwendung präsentieren zu können. Dazu zählt Rabbe Maschinen mit Druckbreiten von bis zu drei Metern, solchen zum Etiketten- oder Textildruck oder auch zum Recycling von Büropapier. „Das Epson-Center wird ein Ort für gelebte Innovation“, sagt Rabbe. „Hier werden unsere neuesten Produkte ihre Heimat finden – und nicht selten zum ersten Mal in Europa vorgestellt werden.“