Wohnen in Neuss Immobilien in Neuss trotz Corona-Krise heiß begehrt

Neuss. · 2019 war ein Rekordjahr. die Pandemie ändert an den Preis-Prognosen wenig.

Die Drususallee gehört zu den Top-Adressen in Neuss. Aber auch das Wohnen in Rheinnähe ist beliebt.

Foto: Frank Kirschstein

Die Corona-Pandemie trifft auch den Immobilienmarkt. Das bestätigt Sebastian Biela vom Gutachterausschuss für Grundstückswerte, der jetzt den Grundstücksmarktbericht 2020 vorgestellt hat. „Momentan werden weniger Verträge unterzeichnet“, sagt er. Auch die Anfragen für Immobilien sind derzeit zurückgegangen. Das bestätigt Alexander Busch. Der Makler und Sprecher der Neusser Immobilienbörse (NIB) – dabei handelt es sich um den Zusammenschluss von sechs am hiesigen Markt tätigen Immobilienmaklern und Hausverwaltern – erklärt, dass viele Interessenten angesichts der Corona-Pandemie ihre Suche etwas zurückgestellt hätten. „Der Immobilienkauf hat derzeit nicht die Priorität Nummer eins“, sagt Busch.

Dabei finden Notartermine ebenso weiterhin statt wie Immobilienberatung und -besichtigungen. Nur dass auf digitale Möglichkeiten wie 360-Grad-Visualisierungen und parallel vertiefende Gespräche am Telefon zurückgegriffen wird. Im Grunde geht es dann via Laptop oder iPad und Smartphone auf gemeinsame Besichtigungstour. „Am Ende allerdings geht es natürlich auch wie gehabt ins Objekt. Ohne Eins-zu-eins-Besichtigung geht es im letzten Schritt nicht“, betont Busch. Dabei wird auf Hygiene- und Abstandsregeln geachtet, zudem finden möglicherweise getrennte Besichtigungstermine statt, falls sich mehrere Personen ein „analoges“ Bild von dem Objekt vor Ort machen möchten.

Auf die Immobilienpreise schlägt die Corona-Pandemie laut Busch und Biela bislang aber kaum durch. Kostete zum Beispiel ein freistehendes Einfamilienhaus in mittlerer Lage im vergangenen Jahr im Schnitt 390 000 Euro, so wird für dieses Jahr für ein vergleichbares Objekt ein Preis von 420 000 Euro erwartet. Die Prognose für 2020 basiert auf den Kaufabschlüssen 2019, momentan wird allenfalls mit leichten Corona-bedingten Abrundungen gerechnet. „Man muss die Entwicklung der nächsten Monate abwarten“, sagt Biela. „Momentan gibt es zwar weniger Kaufabschlüsse, aber die Preise fallen nicht.“ Allerdings gebe es viele Unwägbarkeiten, die sich erst in einigen Monaten zeigen könnten. „Der Immobilienmarkt ist ein vergleichsweise träger Markt. Er reagiert mit zeitlicher Verzögerung“, meint Biela. Eine Frage sei zum Beispiel, ob und wie sich die Zinslage verändere.

2019 sind bebaute Wohngrundstücke in Neuss erneut zu Rekordpreisen verkauft worden. Im Vergleich zum Vorjahr ist bei einem leichten Anstieg der Kauffälle der Gesamtumsatz bei gebrauchten Ein- und Zweifamilienhäusern um 24 Prozent auf 160,1 Million Euro angestiegen. Dabei lag die Preissteigerung bei rund 8,5 Prozent. Der Durchschnittskaufpreis für ein gebrauchtes Ein- und Zweifamilienhaus lag laut Gutachterausschuss bei rund 430 000 Euro.

Preise für Eigentumswohnungen sind um elf Prozent gestiegen

Eine ähnliche Entwicklung gab es bei den Bestands-Eigentumswohnungen. Dort gab es bei leicht steigenden Kauffallzahlen eine deutliche Steigerung des Gesamtumsatzes um 17 Prozent auf rund 71,3 Million Euro. Mit elf Prozent Preissteigerung im Vergleich zum Vorjahr sind die Preise für Eigentumswohnungen am stärksten gestiegen. Der Durchschnittspreis für eine gebrauchte Eigentumswohnung lag bei rund 2170 Euro pro Quadratmeter
Wohnfläche.

Im Bereich der schlüsselfertigen Ein- und Zweifamilienhäuser sowie des neu erstellten Wohnungseigentums zeigen sich ebenfalls deutliche gesteigerte Verkaufszahlen. Grundsätzlich gilt: Die Nachfrage nach Wohneigentum und Mehrfamilienhäusern ist weiter sehr hoch. Der Markt kann die hohe Nachfrage laut Gutachterausschuss nicht voll abdecken. Bedingt durch die Niedrigzinsphase waren die Käufer bereit, die von den Verkäufern geforderten Preise zu bezahlen oder sich gegenseitig hoch zu bieten. Auch dadurch komme es zu der über die vergangenen Jahre stark steigenden Preisentwicklung. Da die Mieten nicht im gleichen Umfang steigen, sinken die Renditen. Dies zeige sich in den über die Jahre immer weiter sinkenden Liegenschaftszinssätzen.

Neben den Preisen für bebaute Wohngrundstücke sind auch die Preise für unbebautes Wohnbauland gestiegen. Aber Flächen sind rar und begehrt. Das treibt die Preise nach oben. Die Bodenrichtwerte für unbebautes Wohnbauland sind daher je nach Lage leicht angehoben worden. Der von der NIB zusammengestellte Preisspiegel prognostiziert für 2020 zum Beispiel einen Quadratmeterpreis von 370 Euro für Baugrundstücke (Ein- und Zweifamilienhäuser) in mittlerer Lage (2019: 360 Euro). In guten Lagen wird mit einem Anstieg von im Schnitt 20 Euro pro Quadratmeter gerechnet – trotz
Corona.