Förderprogramm für Schüler Kritik aus Neuss am Programm „Aufholen nach Corona“
Neuss · Mehr als die Hälfte der zur Verfügung stehenden Mittel wurde nicht abgerufen. Die Stadt bemängelt bürokratische Hürden.
Es ist ein Programm, das in Neuss eher ein „Ladenhüter“ ist: Für den Zeitraum vom 1. Januar bis zum 6. August vergangenen Jahres wurde der Stadt im Zuge des Aktionsprogramms „Aufholen nach Corona für Kinder und Jugendliche“ eine fachspezifische Pauschale zum Abbau von Lernrückständen aus der Pandemie in Höhe von mehr als 300 000 Euro zur Verfügung gestellt. Der gesamte Betrag wurde den Schulen entsprechend ihrer Schülerzahl als Schulbudget zugewiesen.
Dies ermöglichte die Umsetzung schulspezifischer Maßnahmen zur Behebung pandemiebedingter Defizite, darunter Besuche außerschulischer Lernorte, Aktivitäten zur Stärkung des gemeinsamen Lernens, Anschaffungen von Fördermaterialien, Erwerb von Lizenzen für digitale Förderprogramme, Kooperationen mit externen Partnern und Förderungen durch das Programm „Schüler helfen Schülern“. Im Zuge der Schulbudgets konnten an die Schüler insgesamt 171 Bildungsgutscheine ausgegeben werden. Ein einzelner Bildungsgutschein ermöglichte den Erhalt von zehn Nachhilfestunden à 20 Euro bei zertifizierten Bildungsanbietern.
Wie die Stadt nun allerdings mitteilte, wurden von den zur Verfügung stehenden Mitteln lediglich knapp 140 000 Euro (also rund 46 Prozent) verausgabt. Bei den Grundschulen waren es mehr als 90 000 Euro, die nicht abgerufen wurden und bei den weiterführenden Schulen gut 70 000 Euro. „Der hohe Verwaltungsaufwand, der mit dieser Maßnahme verbunden war, konnte mit dem Personal des Schulverwaltungsamtes nur unter größten Anstrengungen zeit- und maßnahmengerecht bewältigt werden“, heißt es seitens der Verwaltung.
Kritik an dem Konzept war bereits in der Sitzung des Schulausschusses im April vergangenen Jahres deutlich geworden. Der Verwaltungsaufwand beziehungsweise die bürokratischen Hürden seien enorm hoch – vor allem bei den Bildungsgutscheinen. Schon damals sprachen die Zahlen für Neuss eine klare Sprache: Im Zeitraum vom 18. August 2021 bis 31. Dezember 2022 wurden von 1794 Bildungsgutscheinen, die zur Verfügung standen, 1138 nicht in Anspruch genommen.
Scharfe Kritik an der Ausgestaltung des Hilfsprogramms kam unter anderem von der damaligen Schuldezernentin Christiane Zangs. „Wenn ich ganz böse bin, dann sage ich, dass sich das Land das Programm hätte sparen können. Dann hätten die Lehrer mehr Zeit gehabt, sich mit den Schülern zu beschäftigen, anstatt mit Abrechnungen“, machte sie in der Sitzung deutlich.