Neuss: Krokodil und anderes Männer-Spielzeug

In der Stadthalle drängten sich die Besucher um die Ausstellungsstücke.

Neuss. Am Sonntag öffnete bereits vormittags der Modellspielzeugmarkt in der Stadthalle. Dicht gedrängt bewunderten die Besucher die vielen Ausstellungsstücke. Allerdings waren sehr viel mehr leuchtende Augen von älteren Herren als von Kindern zu sehen. Veranstalter Jürgen Hörner aus Hilden wusste von einigen besonders eifrigen Gästen zu berichten: "Manche Sammler grasen an einem Wochenende drei bis vier Märkte in ganz NRW ab."

Ein besonderes Schnäppchen ergatterte ein Rentner aus Bochum. Das Modell eines Krokodils, der legendären E-Lok aus den Fünfzigern, wechselte für einen besonders günstigen Preis den Besitzer. Manche kleinen Gäste, die teilweise von ihren Großeltern mitgenommen wurden, waren allerdings enttäuscht. Unter Spielzeugmarkt hatten sie sich etwas anderes vorgestellt. Die neunjährige Paula konnte zumindest für ihren Vater eine schwarze Badewanne kaufen. Der kleine Citroen DS werde, so war sie überzeugt, ihn sehr erfreuen.

Ansonsten schien es, dass die Zeit, in der Spielzeug noch aus Blech statt aus Polyamid hergestellt wurde, für heutige Kinder längst Geschichte ist. Anders erging es den Sechzigjährigen. Eifrig kramten sie auf Wühltischen in Modellen von Fachwerkhäuschen. Wer den letzten Weltkrieg nachbauen wollte, konnte beim Militaria-Händler Feldhaubitzen und Gulaschkanonen im Maßstab 1:87 erwerben.

Friedlichere nostalgische Erinnerungen hatte ein anderer Besucher: "Für diesen Kran von Märklin musste ich ein Sommer lang als kleiner Junge den Rasen in unserer Siedlung mähen. Dann erst hatte ich das Geld zusammen." Aber auch moderne Technik war an manchen Ständen zu besichtigen. Viele Modellbahnen werden inzwischen nicht mehr mit den alten roten Reglern an blauen Trafos sondern per Laptop gesteuert. Leuchtdioden illuminieren ganze Stadtlandschaften.

Ein besonderer Hingucker war ein automatisch sich im Fünf-Sekunden-Takt öffnendes Klohäuschen. Darin thronte zeitungslesend ein fingernagelgroßer älterer Herr. Eine gewisse Selbstironie wurde also der Mehrzahl der Besucher abverlangt.