Neuss-Norf: Bürger stärker einbeziehen

Bürgermeister Herbert Napp setzt im kommenden Jahr verstärkt auf Bürgerbeteiligung.

Neuss. Ein außerordentlich gutes Jahr gehe nun zu Ende, meint Bürgermeister Herbert Napp, und: Er erwarte voller Zuversicht das Jahr 2009. In Rückschau auf 2008 und Ausblick auf das (Wahl-) Jahr macht er vor allem Positives aus, auch im Zeichen der Krise. Geschuldet sei das nicht zuletzt der erfolgreichen Wirtschaftsförderung, so der Bürgermeister am Donnerstag.

Die konnte in diesem Jahr allein 300.000 Quadratmeter stadt-eigener Fläche verkaufen; die beiden größten Neu-Neusser: der Logistiker Fiege in Uedesheim und der weltgrößte Stahlkonzern Arcelor Mittal, der aufs Case-Gelände zieht.

Der Konzern habe gerade den Bauantrag eingereicht. Befürchtungen, der Stahlriese werde wegen der Wirtschaftskrise seine Aktivitäten in Neuss aufschieben, hat man im Rathaus nicht.

Als eine der zentralen Aufgaben im nächsten Jahr sieht der Bürgermeister die Ausweisung neuer Gewerbeflächen. Da werde es Widerstand geben, ebenso wie bei der Ausweisung neuer Flächen zur Wohnbebauung.

Als wichtigen Punkt bei den zu erwartenden Diskussionen sieht Herbert Napp die frühzeitige Einbindung der Anwohner und Betroffenen. Das sei zwar für ihn "immer schon ein Thema" gewesen. Offensichtlich aber gesteht er dieser Bürgerbeteiligung jetzt mehr Bedeutung zu.

Mit einem "Experiment" soll deshalb in Norf begonnen werden. Im Frühjahr will die Verwaltung in einer Stadtteil-Mitteilung "aufzeigen, was fehlt und schlecht läuft: Es geht um zu wenig neue Wohnungen, die ungelöste Ladenzentrumfrage, die existentielle Situation am Lessingplatz."

Der Stadtchef will die Bürger zu Versammlungen einladen, ohne dass die Verwaltung Lösungen präsentieren werde: Die könnten gemeinsam erarbeitet werden. "Wir setzen auf Konsens."

Die Aktion in Norf sieht Napp als "Trainingslauf", ähnliche Bürgerversammlungen sollen im ganzen Stadtgebiet folgen. Reaktion auf die energische Arbeit der Initiativen am Jahnstadion und Marianum? Der Bürgermeister weist das nicht ganz von sich.

Die Initiative "Rettet das Jahnstadion" habe mit viel Manpower und guter finanzieller Ausstattung agiert. Das sei ihr gutes Recht, so Napp, aber die Politik müsse auch an die anderen denken, die nicht über diese Möglichkeiten verfügten.

Als weiteren Schwerpunkt der Arbeit im nächsten Jahr sieht Napp den Ausbau der Betreuungsplätze für Unter-Dreijährige. Beim Thema Schule verweist der Bürgermeister nicht nur auf die weiteren Investitionen in die Gebäudesanierung und den Mensenbau, sondern spricht auch Inhaltliches an: "Wir müssen nachdenken, wie es mit unseren Hauptschulen weitergeht."

Grundlage einer vorurteilsfreien Diskussion zu diesem umstrittenen Thema könne ein Modell des Städtetages sein: Haupt- und Realschule unter einem Dach, drei Jahrgangsstufen integriert geführt. Das lasse das Schulgesetz zu, betont Napp.