Neuss: RLT in Spielzeit 2010/11 - Aufs Träumen folgt Kampf

Intendantin Jahnke stellt den Spielplan am RLT unter das Motto „kämpfen!“.

Neuss. In ihrer ersten Spielzeit hat Intendantin Bettina Jahnke das Publikum zum Träumen eingeladen, nun ist es mit der zumindest nach dem Titel zu erwartenden Beschaulichkeit vorbei: "kämpfen!" ist Motto der Spielzeit 2010/11 am Rheinischen Landestheater.

Da zitiert die Intendantin das oft bemühte Brecht-Wort "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." Das Aufbegehren will sie auf die Bühne bringen, ein bisschen Anarchie, und dafür hat sie als Symbol die Zwille gewählt; "Instrument des kleinen Mannes". Am Donnerstag stellte Jahnke den Spielplan vor.

Zum Kampf-Auftakt gibt es am 17. September Schiller. "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua", inszeniert von Andre Sebastian, zeigt die Verführbarkeit von Machtpolitikern.

Die Orestie. "Das muss man zum Thema Kämpfen einfach machen", sagt Bettina Jahnke: Catharina Filler inszeniert den Aischylos-Stoff in der Fassung von Peter Stein, angekündigt ist "eine schlanke Fassung" mit sieben Schauspielern. Für Theaterfreunde ab 15 Jahren.

Für Kinder ab vier Jahren kämpft "Die zweite Prinzessin" den Kampf der Zweitgeborenen. Bei ihren subversiven Attacken gegen die größere Schwester geht’s der Kleinen schließlich selbst noch schlechter.

Ganze Stücke in Kurzform - das sind für die Intendantin die klassischen Balladen. Unter dem Motto "Und bist Du nicht willig, so brauch ich Gewalt" rezitieren drei Schauspieler Balladen von John Maynard bis zum König von Thule.

Wie lerne ich das Gruseln? Um den Umgang mit Ängsten geht es in dem Märchen-Klassiker "Von einem, der auszog, das Fürchten zu lernen." Charles Copenhaven inszeniert das Grimm-Stück für Kinder ab sechs Jahren.

Wegen eines Rechtestreits wird es nichts mit "Sein oder Nichtsein". Dafür kommt "Cabaret"; ein Glücksgriff, wie Bettina Jahnke sagt, die selbst Regie führt. Das Thema sieht die Intendantin als "extreme Form des Nicht-Kämpfens". Bis auf eigens gecastete Tänzerinnen werden alle Rollen aus dem Ensemble besetzt. "Keine Glitzerwelt", sondern freakige Typen der 20er Jahre erwarten das Publikum - unter anderem in der Silvestervorstellung.

Oscar Wilde wird in Kampf-Zeiten auch bemüht. In der Komödie "Der ideale Gatte" geht es um dunkle Flecken auf scheinbar weißer Weste und den Kampf gegen Aufdeckung.

Um die Klimakatastrophe dreht sich das Stück "2050 - ein Tag im November" von Lorenz Hippe. Damit hat sich das RLT eine Uraufführung gesichert.

"Ein Lachen, das vor Weinen schützt", provoziert "Kaspar Häuser Meer" von Felicia Zeller, ein Publikumsrenner über drei Mitarbeiterinnen im Sozialamt, die mit Kindesmissbrauch zu tun haben.

Die zweite Inszenierung der Intendantin sind die "Gespenster" von Henrik Ibsen, ein Klassiker um Menschen, die mit den Schatten der Vergangenheit kämpfen.

"Gegen die Wand" als Bühnenstoff: Fatih Akin hat den Neussern die Rechte gegeben. Esther Hattenbach führt Regie des Stücks, das sich wie das Zeller-Werk und Cabaret in den Abstecher-Spielorten besonders gut verkauft.

Den Kampf der Geschlechter präsentiert das Landestheater zum Ausklang. Shakespeares "Viel Lärm um nichts", Regie Katka Schroth, wird auch im Globe während des Shakespeare-Festivals gezeigt.