Nachruf auf den Neusser Theo Jantosch Neuss trauert um Theo Jantosch

Neuss · Theo Jantosch ist tot. Der Ehrenvorsitzende prägte die Kreisgruppe der Schlesier über Jahrzehnte.

Theo Jantosch in seiner geliebten ostdeutschen Heimatstube.

Foto: Andreas Woitschützke

(-nau) Die Parole „Novesia Silesia“ war für Theo Jantosch nicht nur närrischer Schlachtruf und Motto für den Kostümball der Landsmannschaft der Schlesier, sondern auch Ausdruck seiner doppelten Verwurzelung. Heimat ist ihm Neuss, wo er 1969 in Reuschenberg endgültig sesshaft wurde, längst geworden, doch geprägt haben ihn Landschaft und Kultur Schlesiens, wo er im März 1931 geboren wurde. Zuletzt bereiste Jantosch 2014 die Region Breslau (Wrocław) im heutigen Polen, die er nun nie wiedersehen wird.

Nach kurzer, schwerer Krankheit ist Theo Jantosch jetzt im Alter von 91 Jahren verstorben. Das Seelenamt wird für ihn am Dienstag, 17. Januar, um 10 Uhr in St. Elisabeth gehalten, anschließend findet die Beisetzung auf dem Reuschenberger Friedhof statt. Er hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Söhne.

Jantosch erlebte wie viele seiner Generation Krieg und Flucht in all ihrer Dramatik. Im Januar 1945 verließ er mit seiner Familie die Festung Breslau und kam nach Dresden, wo er die verheerenden Bombenangriff auf das Elbflorenz miterlebte. Weil der Versuch, nach Kriegsende in die Heimat zurückkehren zu können, nicht gelang, kehrte er nach Dresden zurück, wo er eine technisch-kaufmännische Ausbildung machte. 1954 verließ Jantosch die DDR und kam durch Vermittlung von Freunden zunächst nach Düsseldorf.

Wichtig wie seine Familie war ihm, die Kultur Schlesiens und seine Geschichte zu pflegen. Mit politischen Äußerungen hielt er sich zurück, Verständnis und Versöhnung waren ihm ein Anliegen. „Versöhnung schließt aber geschichtliche Wahrheit nicht aus“, sagte Jantosch, der schon früh Reisen nach Polen organisierte. Und das eben nicht, um Heimweh zu lindern, sondern den Brückenschlag zu versuchen.

Für die Kreisgruppe der Schlesier im Rhein-Kreis war Jantosch ein Glücksfall. Er war von 1977 bis 2014 ihr Vorsitzender und eine ihrer prägendstens Gestalten. Das Sommersingen, herbstliche Baudenfeste und eben der Kostümball wurden auch durch ihn zu festen Einrichtungen im Kulturkalender der Stadt. Die Schlesier machten ihn zum Ehrenvorsitzenden, der für sein Lebenswerk auch mit dem Bundesverdienstkreuz und dem Schlesierkreuz ausgezeichnet wurde.