Neuss: Schriftsteller Jean Genet - Vorreiter des Absurden Theaters

Sein Leben hat seine Stücke geschrieben. Im Knast entdeckte der französische Schriftsteller Jean Genet sein Talent zum Schreiben. Zeit seines Lebens blieb er ein Chaot, ein Dieb, Fremdenlegionär, Prostituierter, Knastbruder und politischer Kämpfer.

Neuss. Parallel entwickelte er sich zu einem Vorreiter des Absurden Theaters, der in seinen Werken immer wieder das Verbrechen zum Thema machte, nicht sozialkritisch, sondern allein die Faszination des Verbrechens fesselte ihn. Das Rheinische Landestheater präsentierte jetzt unter der Regie von Dominik Günther mit "Die Zofen" einen Klassiker der Moderne des provokanten Irrläufers und Außenseiters, den Sartre als "schwarzen Magier" bezeichnete. Die beiden Zofen Claire (Tim Knapper) und Solange (Hermann Große-Berg) steigen sich in der Abwesenheit ihrer gehassten Herrin in die Vorstellung hinein, diese umzubringen und sich durch den Mord von ihrem Joch der Unterdrückung und Erniedrigung zu befreien. Im Rollenspiel verfangen sie sich in ihren immer extremer werdenden Phantasien, treiben ihre Spielchen um Macht auf die mörderische Spitze, nicht zuletzt weil ihre Intrige gegen den Hausherren, den sie ins Gefängnis gebracht haben, misslingt. Der Mord an Madame will nicht klappen, dafür nimmt sich Claire schließlich im Rausch der Illusion das Leben. Regisseur Dominik Günther bedient den Kick des Autors, der diese Frauenrollen von Männern gespielt sehen wollte, für die Perfektion des Scheins. Günther setzt ganz auf die groteske Show und packt sie in die Kulisse eines Catcher-Ringes, wo die Rollen vom Sieger und Unterlegenen klar verteilt sind. Was viel versprechend beginnt, steigert sich zu einer absurden Karikatur menschlicher Abgründe. Auf die pralle Brust im Ringerdress klemmen sich die Manns-Zofen abwechselnd weibliche Outfits in Form von Pappkostümen, ziehen devot und dominant in den Verbalkrieg, machen sich nieder, denunzieren, stellen bloß und geifern sich den Zofenfrust von der Brust. Wenn das nicht reicht, schmeißen sie sich mit lautem Gegröle auf dei Kampfmatte im Salon von Madame, hauen sich nieder in King-Kong-Manier oder schlagen zu, wo es nichts mehr zu schlagen gibt. Den Schnitt im Wahn liefert Aurel Von Arx als selbstsüchtige Madame in roter Robe, ein schriller Seelenzwitter in Nylons und Altherren-Feinripp. Hier geht nichts wirklich unter die Haut, nichts schockt oder beklemmt. Eine radikale Klamotte, wo die Todessucht zur Banalität wird, die eigentlich Tragik dieser makabren Traumwelt der menschlichen Ungeheuer im Zofenkleid auf der Strecke bleibt.