Neuss: „Spiegelung ist bester Krebsschutz“
Aktionswoche: Darmkrebs ist durch Vorsorge vermeidbar. Mit diesem Appell macht das Lukaskrankenhaus auf Prophylaxe und Krankheit aufmerksam.
Neuss. "Sie fühlen sich großartig. Sie haben einen gesunden Appetit. Sie sind erst 50. Dann haben Sie die typischen Symptome für Darmkrebs." Mit diesen plakativen Worten rüttelte die amerikanische Krebsgesellschaft die Bevölkerung in den USA auf. Die Kampagne ist bezeichnend, denn Darmkrebs wächst langsam und häufig völlig unbemerkt, erklärt Professor Peter Goretzki, Chefarzt der Chirurgischen Klinik am Lukaskrankenhaus. Um in verstärkter Weise über Krankheit, Vorsorge und Früherkennung aufzuklären, hat das Lukaskrankenhaus mit der AOK die Aktionswoche "Neuss stoppt den Darmkrebs" initiiert, die morgen auf dem Markt mit einer Infoveranstaltung schließt.
"Die Vorträge und Patienten-Seminare haben eine enorme Resonanz gefunden", freut sich Oberarzt Bernhard Lammers und betont, wie wichtig die Vorbeugung ist: Wer nicht zur Vorsorge geht, spielt mit seiner Gesundheit und im Fall der Fälle auch mit seinem Leben. Denn das kolorektale Karzinom, wie die Erkrankung von Medizinern genannt wird, ist zwar die zweithäufigste Krebstodesursache in Deutschland. Aber es ist gut behandelbar, wenn es denn rechtzeitig erkannt und therapiert wird. "Die Diagnose Krebs ist für die meisten Menschen ein radikaler Einschnitt ins Leben. Doch in 85 Prozent der Fälle ist dieser Krebs heilbar", sagt Lammers. Das Heimtückische: Frühe Warnzeichen bleiben beim Darmkrebs aus. Tauchen typische Beschwerden wie Bauchschmerzen, Blut im Stuhl oder Verstopfung auf, ist die Krankheit schon weit fortgeschritten.
Etwa ein Drittel aller Erwachsenen hat Polypen (gutartige Geschwülste der Schleimdrüsen), zwischen fünf bis sieben Prozent davon sind bösartig. Sind Polypen zu groß oder in die Darmwand eingewachsen, ist eine Operation nötig, eventuell auch eine Chemotherapie.
Jeden Tag erkrankt im Rhein-Kreis Neuss ein Mensch an Darmkrebs. 200 Patienten werden jährlich im Lukaskrankenhaus operiert. Immer öfter wird dabei das kranke Gewebe statt mit Skalpell mit einem gezielten Wasserstrahl entfernt. "Dieser Strahl funktioniert ähnlich wie ein Hochdruckreiniger", erklärt Goretzki, "so können biologische Strukturen unterschiedlicher Festigkeit präzise durchtrennt werden, ohne dass Blutgefäße oder Nerven zerstört werden".
Die wichtigste Maßnahme, um es erst gar nicht zu einer OP kommen zu lassen, ist die Vorsorge. Nur bei demjenigen, der ab dem 50. Lebensjahr regelmäßig zur Darmspiegelung geht, können Polypen im Darm frühzeitig erkannt werden. "Leider ist die Spiegelung für viele immer noch ein Tabu, weil ein intimer Bereich angetastet wird", sagt Gastroenterologe Tobias Heintges. "Schmerzhaft ist sie in der Regel aber nicht, man kann sich auch eine Schlafspritze geben lassen. Nach zehn bis 20 Minuten ist dann alles vorbei."