Neuss: Shakespeare goes Mafia
Die Inszenierung von "much about nothing" ist eines der Highlights beim diesjährigen Shakespeare-Festival.
Neuss. Es ist eine "ehrenwerte Gesellschaft", die da im Hause von Don Leonato in Sizilien Schutz sucht. Don Pedro, der Anführer einer New Yorker Mafia-Gang, will sich mitsamt seinen treuen "Good Fellas", bei ihm verstecken, bis sich zu Hause die Wogen in einem Bandenkrieg geglättet haben. Doch kaum sind die Exilanten angekommen, beginnt ein munteres Verwirrspiel um Liebe und Intrigen.
Neu ist die Idee von Regisseur Stephen Jameson nicht, die Handlung von Shakespeares "Viel Lärm um nichts" als Mafia-Ballade zu inszenieren.
Bereits Jungregisseur Jan-Philipp Gloger hat Anfang des Jahres am Münchener Residenztheater gezeigt, wie gut die zentralen Themen Ehre, Vergeltung und Familienbande in diesen Kontext passen. Aber Jameson’s Dreh, Shakespeares Komödie mit einer Hommage an die großen Songs der 50er Jahre zu verbinden und Don Pedro und seine Gefolgsleute als singendes "Rat Pack" auftreten zu lassen, ist großartig.
Die Darsteller seiner Company "Alma Mater" und die Absolventen der London Academy of Music and Dramatic Art (LAMDA) spielen, singen und tanzen sich hinreißend durch den Shakespeare-Text und verbinden stimmig die langen Textpassagen mit berühmten Jazz- und Blues-Klassikern.
So schmachtet beispielsweise die in Liebe entflammte Hero ihren Claudio mit dem Phil Spector-Hit "To know him is to love him" an und die intrigante Ursula stachelt den ihr hörigen Don John mit dem lasziven Peggy Lee-Klassiker "Why don’t you do right" zum fatalen Ränkespiel auf.
Die Hochzeitsgesellschaft zieht singend in die "Chapel of love" (The Dixie Cups) und der verliebte Benedick besingt seine Liebe zu Beatrice mit "My funny Valentine". So gelungen wie die Songauswahl ist auch ihr Vortrag, durchweg alle Darsteller haben professionell ausgebildete Stimmen voller Emotion.
Jameson spielt mit dem klassischen Stoff und persifliert nebenbei auf charmante Weise den Mafia-Film. So ähnelt Don Leonato wohl nicht zufällig dem Paten Vito Corleone und manchmal wirkt das Ganze sogar wie eine elisabethanische Version von John Hustons Filmkomödie "Die Ehre der Prizzis". Das Publikum zeigte sich von diesem Umgang mit Shakespeare begeistert und belohnt Regisseur und Ensemble im Globe-Theater mit donnerndem Applaus.
“ Weitere Aufführungen: am Freitag um 20Uhr und Samstag, 15 und 20Uhr.