Simons-Preis in Neuss vergeben Preis für Grosse-Brockhoff und Reinartz

Neuss · Simons-Preis erinnert an den Besuch ehemaliger jüdischer Mitbürger im Juli 1988.

Gaby Glassmann-Simons und Dorothea Gravemann.

Foto: Georg Salzburg (salz)

(-nau) 34 Jahre nach dem – wie er betont – schönsten beruflichen Erlebnis seiner Laufbahn wurde der frühere Stadtdirektor Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff gemeinsam mit Altbürgermeister Berthold Reinartz am Montagabend mit dem neu gestifteten Simons-Preis der Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit (GCJZ) ausgezeichnet. Es war eine Ehrung, die beide gerne und demütig, wie Reinarzt erklärte, annahmen. „Belohnt und beglückt“ aber seien sie schon damals worden, als mehr als 40 Jahre nach Weltkrieg und Holocaust ehemalige jüdische Mitbürger die Einladung zum Besuch ihrer alten Heimatstadt annahmen. „Ohne dass Töne des Misstrauens oder der Schuldzuweisung laut wurden“, sagt Reinartz, und als innerhalb von sieben Tagen – ergänzt Grosse-Brockhoff – Menschen, die sich „erst entfremdet begegneten“ zu einem freundschaftlichen Verhältnis fanden.

Diese Tage im Juli 1988 waren eine Initialzündung, die die Stadt verändert haben. Davon sind Dorothea Gravemann als Vorsitzende und der Vorstand des GCJZ überzeugt, deshalb entschieden sie, andere Bewerbungen nicht zu berücksichtigen, sondern den ersten Simons-Preis an die Initiatoren dieses Treffens zu geben. Er wurde ausgelobt als Würdigung des christlich-jüdischen Dialogs, der durch dieses Treffen wieder belebt wurde. Für diesen Dialog stifteten die Geehrten auch das Preisgeld in Höhe von 1000 Euro, wollen den Betrag aber für Projekte im Jugendbereich verwendet wissen. Überreicht wurde er von Gaby Glassmann-Simons, der Enkelin der Namensgeber des Preises.

Reinartz habe „ein glaubwürdiges Zeichen für ein gewandeltes Verhältnis zum jüdischen Teil der Neusser Stadtgeschichte setzen“ wollen, erinnerte Michael Szentei-Heise an den Impuls, der seinerzeit zu dieser Einladung führte. Erst kurz zuvor, so der Laudator von der jüdischen Gemeinde, hatten die Beziehungen zwischen Stadtspitze und den jüdischen Bürgern einen Tiefpunkt erreicht, verursacht durch eine Äußerung vom Amtsvorgänger Reinartz. Aber daraus entstand etwas, das mehr war als Schadensbegrenzung.