Skatepark an der Neusser Rennbahn „Die Jugendlichen fühlen sich im Stich gelassen“

Neuss · Für Skater aus Neuss ist der Rennbahnpark ein Ort der Begegnung. Neben dem Training tauscht man sich aus, baut Skateboards oder dreht Musikvideos. Für die Landesgartenschau soll der Park nun erneut abgesperrt werden. Betroffene sind verärgert. Ein Besuch.

Weil der Skatepark immer wieder gesperrt wird, müssen einige Skater bereits nach Düsseldorf oder Mönchengladbach fahren.

Foto: Yasemin Kamisli

Jugendarbeiter Dennis Lüdtke erinnert sich noch gut an Ümit, der aus Syrien flüchtete und im Skatepark in Neuss nicht nur das Skaten lernte, sondern auch die deutsche Sprache. „Die Jungs bauten ihm ein Skateboard und er wurde in einem Jahr zu einem der besten Skater auf dem Platz“, sagt Lüdtke. Von heute auf morgen sei Ümit in eine andere Unterkunft versetzt worden. Ihn würde er niemals vergessen.

Für Lüdtke ist die Geschichte von Ümit ein Symbolbild für den Skatepark an der Rennbahn: Alle Nationen treffen aufeinander, bringen sich Tricks bei und helfen sich gegenseitig, egal, in welchen Schwierigkeiten einer steckt. „Das ist ein Ort der Begegnung“, so der 36-Jährige. In Neuss gebe es kaum Orte, wo Subkultur stattfinden kann. „Die Hip-Hop-Kultur ist der Skatewelt sehr nah und hier ist immer eine tolle Stimmung“, sagt Lüdtke weiter. Einmal im Jahr findet auf dem Platz ein „Concrete Jam“ statt, was unter anderem vom Sozialpädagogen Janosch Holland organisiert wird. Lüdtke, der in seiner Freizeit auch rappt, ist schon mehrfach dort aufgetreten. In diesem Jahr konnte das Konzert nicht stattfinden.

Voll sei der Skaterplatz nicht nur bei Veranstaltungen, sondern fast jeden Tag, besonders am Abend. Es würden nicht nur Jugendliche kommen, sondern auch andere Menschen, die selbst nicht skaten, aber sich dort treffen, um sich auszutauschen. „Der Skatepark ist für die Neusser Jugend so wichtig, weil sie sonst nicht weiß, wohin sie hingehen kann“, betont der Jugendarbeiter. Immer mehr Neusser Skater würden nach Mönchengladbach oder Düsseldorf fahren, weil der Platz an der Rennbahn wegen Baustellen oder anderer Veranstaltungen gesperrt wird. Geplant sei dies ebenfalls für die Landesgartenschau 2026. „Das ist uncool, weil uns nicht einmal gesagt wird, wieso wir den Platz nicht nutzen dürfen und wo wir alternativ hin gehen können“, so Lüdtke.

Skater treffen sich hier nicht nur, um zu trainieren – sondern auch, um sich auszutauschen.

Foto: Yasemin Kamisli

Das gelte auch für Basketballplätze in der Stadt. Erst kürzlich wurde nahe des Skateplatzes – auch wegen der Gartenschau – ein Korb entfernt.

Auch ein Basketballkorb sei wegen der Laga entfernt worden

Auf dem Basketballplatz im Stadtgarten ist der Boden vor dem Korb teilweise komplett ausgerissen.

Foto: Dennis Lüdtke

Auf einem anderen Platz im Stadtgarten seien die Zustände sogar so fatal, dass man sich während des Spieles verletzen könnte: „Da ist der Boden vor dem Korb komplett ausgerissen, das geht gar nicht“, kritisiert Lüdtke. Die jungen Menschen würden sich einfach im Stich gelassen fühlen.

Auf der Rasenfläche direkt neben dem Skaterplatz würden viele hin und wieder Cricket spielen, auch das werde immer wieder unterbrochen. „Genau an diesem Ort wird dann ein Kirmeszelt aufgestellt“, sagt der Jugendarbeiter. „Ich frage mich ernsthaft: Interessiert sich die Stadt überhaupt für die Menschen, die hier im Freien Sport machen wollen?“

Die Stadt verweist nach Schilderung der angesprochenen Probleme lediglich auf alternative Skateplätze in der Stadt. So nennt sie die Skateranlage an der Eissporthalle oder die Skateranlage Am Henselsgraben in Allerheiligen. „Die Arbeiten auf dem Gelände beginnen nach dem Neusser Bürger-Schützenfest 2024. Folglich kann die Skateranlage bis 2026 nicht genutzt werden“, heißt es außerdem auf Anfrage.

Die Probleme gebe es seit mehreren Monaten. Als der Skaterplatz eröffnet wurde, sei er besser besucht gewesen. Mittlerweile habe sich dennoch eine Community aufgebaut, die regelmäßig dort skatet. „Egal wann ich hier hin komme, ich weiß, dass immer jemand hier sein wird“, so der 36-Jährige. Die Gestaltung des Skateparks wurde in mehreren Workshops mit den Jugendlichen vor Ort abgestimmt. Der Skatepark bietet aufgrund seiner zwei unterschiedlichen Ebenen sowie den verschiedenen nutzbaren Einzelelementen viele unterschiedlichen Nutzungsmöglichkeiten.

Die höher gelegene Ebene umfasst eine angelegte ebene Fahrfläche sowie eine Kidney-Bowl und einen Taco. Die untere Ebene des Skateparks erinnert an eine Streetfläche. „Da können nicht nur Fortgeschrittene lernen, sondern auch Anfänger“, sagt der Jugendarbeiter. Das mache es so besonders: Alle finden zusammen und jeder lernt von jedem.

(yak)