Lange Nacht der Industrie Neusser Unternehmen öffnet Werkstore für die Öffentlichkeit

Neuss · Was passiert eigentlich, wenn der Strom ausfällt? Diese Frage beantwortete Westnetz im Rahmen der „Langen Nacht der Industrie“. Es war eins von insgesamt drei Neusser Unternehmen, welche interessierten Bürgern spannende Einblicke hinter die Kulissen boten.

Bei Westnetz kommen Drohnen zum Einsatz, die Fremdkörper wegbrennen können.

Foto: Foto: Judith Michaelis (jumi)

Eigentlich sei Strom so überhaupt nicht ihr Thema, gesteht Rosemarie Hammer. Das liege eher im Interessenbereich ihres
Mannes. „Umso spannender ist es natürlich jetzt für mich“, sagte sie mit Blick auf die bevorstehende Veranstaltung. Denn sie und ihr Mann erhielten neben zahlreichen anderen Interessierten am Dienstag die Möglichkeit, einen Blick hinter die Tore der Westnergie in Neuss zu werfen. Das Unternehmen war eins von insgesamt 45 Industriebetrieben in NRW – darunter auch die C. Thywissen GmbH und die Walter Rau Neusser Öl und Fett AG in Neuss –, die sich an der zehnten Langen Nacht der Industrie beteiligten. „Wir sind zum ersten Mal hinter den Kulissen und ich bin gespannt, was uns erwartet“, verriet Hammer.

Pünktlich um 17.30 Uhr startete die erste Gruppe bei leichtem Regen dann auch schon mit ihrem offiziellen Programm. Das Unternehmen rechnete mit insgesamt rund 70 Personen, so Przemyslaw Ehlenbruch-Przybylla, Mitarbeiter der Öffentlichkeitsarbeit der Westenergie AG. „Wir haben die Gruppen bewusst in zwei geteilt, damit alle Anwesenden die Möglichkeit erhalten, einen genauen Einblick hinter die Kulissen zu bekommen, und natürlich auch ausreichend Zeit ist, um alle Fragen zu beantworten.“ Mit einer Begrüßung und Einführung startete dann Gerog Narciß, Leiter des Regionalzentrums Neuss in den Abend. „Wir werden ihnen hier heute Abend vier verschiedene Stationen zeigen. Unter anderem geht es zum Beispiel darum, zu verstehen, was bei einem Stromausfall passiert und wie dieser schnellstmöglich behoben wird“, erklärte Narciß.

Nach einer Sicherheitsanweisung durften die Besucher erst los

Natürlich durften die Besucher am Dienstagabend mit den Mitarbeitern der Westenergie aber nicht einfach losmarschieren. „Auch bei uns herrschen wichtige Sicherheitsbestimmungen, die wir alle heute Abend einhalten müssen, damit niemandem etwas passiert. Denn schließlich arbeiten wir mit Strom“, so der Appell des Leiters. Ausgestattet mit Sicherheitshelmen machte sich die Gruppe nach einer halbstündigen Einweisung dann auf den Weg ins Außengelände.

Bei der ersten Station wurde das Prozedere eines Stromausfalls erklärt. Und das läuft laut Mitarbeiterin Daniela Obruschnik folgendermaßen ab: Der Kunde ruft im Störungszentrum an, wo bereits diverse Dinge abgefragt und die Kundendaten aufgenommen werden. Daraufhin wird ein Mitarbeiter, der Bereitschaft hat, benachrichtigt. Dieser Mitarbeiter macht sich dann – egal ob zur Tages- oder Nachtzeit – direkt mit seinem Fahrzeug auf den Weg zum Kunden.

Dabei handelt es sich um einen ganzen Bus, den die Besucher und Besucherinnen vor Ort unter die Lupe nehmen konnten. Dieses Fahrzeug inklusive aller darin enthaltenen Gerätschaften kostet im Durchschnitt rund 500 000 Euro. Aktuell gibt es zwei dieser Busse, die für den gesamten Rhein-Kreis-Neuss zuständig sind. Mithilfe der Technologien im Bus können Kabel, die unter der Erde liegen und meist für einen Stromausfall verantwortlich sind, gemessen werden. „Wenn wir den Fehler gefunden haben und dieser tatsächlich unter der Erde liegt, schicken wir auch nachts direkt den Tiefbau los, um das Stück Straße aufzureißen und das Kabel reparieren zu können“, so Ehlenbruch-Przybylla. Es sei das aller wichtigste, dass der Kunde so schnell wie möglich wieder am Strom hängt.

An der zweiten Station konnten die Besucher und Besucherinnen das offene Kabel und dessen Reparatur betrachten. An einem weiteren Halt konnte man einen Einblick in die Arbeit mit den Drohnen – ein wichtiger Bestandteil der Digitalisierungsstrategie von Westenergie – erhalten. „Die Drohnen helfen uns zum Beispiel bei der Inspektion von Freileitungen der Hoch- und Mittelspannungen draußen auf den Wiesen und Feldern“, so Narciß. Sie werden manuell gesteuert und sind mit speziellen Kameras ausgestattet.

Nach rund zwei Stunden neigte sich der Besuch schließlich dem Ende zu. „Ich fand die Führung sehr spannend und informativ und bin froh, dass wir hier gelandet sind – auch wenn wir jetzt komplett nass und durchgefroren sind“, so Rosemarie Hammer. „Das war es auf jeden Fall wert, denn so einen Blick hinter die Kulissen, gibt es bestimmt so schnell nicht wieder.“