Neuss: Zwölf Bewerber bemühen sich um den weißen Pfeil
Projekt: Bisher ist noch keine Auszeichnung für Barrierefreiheit ausgeben worden.
Neuss. "Neuss barrierefrei" - der Name der Aktion, die die Stadt und die Neusser Selbsthilfegruppen zum 1.August ins Leben gerufen haben, ist Programm. Geschäftsinhaber, Gastronomen, Banken oder auch Apotheker können sich seitdem um den Aufkleber mit einem weißen Pfeil auf gelbem Grund bewerben, der die betreffenden Räumlichkeiten als barrierefrei ausweist.
Nach nun über zwei Monaten liegen der Stadt zwölf Anträge vor. "Damit sind wir ganz zufrieden", sagt Sozialdezernent Stefan Hahn. Fünf der Bewerber wurden bereits von "Begehungsteams" besucht, die aus Mitarbeitern von Wohlfahrtsverbänden und Selbsthilfegruppen besteht. Diese Teams prüfen, ob der Bewerber die Mindestkriterien wie eine bestimmte Türbreite, ausreichenden Bewegungsfreiraum oder - bei Gaststätten - eine behindertengerechte Toilette erfüllt.
"Bislang konnte noch kein Aufkleber ausgegeben werden", berichtet Harald Jansen, Koordinator des Projekts: "Weil aber meist nur Kleinigkeiten fehlen, bin ich zuversichtlich, dass wir bald die ersten Bewerber auszeichnen können." Zu denen gehören unter anderem ein Steuerbüro, eine Rechtsanwaltskanzlei, eine Physiotherapie-Praxis, eine Apotheke und ein Einzelhändler.
Laut Jansen sind die größten Defizite bei Restaurants und Gaststätten zu finden, was vor allem an den Sanitäranlagen liege: "Viele haben die Toiletten im Kellergeschoss. Da ist es problematisch und kostspielig, nachträglich eine behindertengerechte Toilette zu installieren", erklärt der Projektkoordinator. Deshalb würden sich einige Gastronomen wohl gar nicht um den Aufkleber bemühen.
Dennoch sind sich Jansen und Hahn sicher, dass die Bewerberzahlen in Zukunft steigen werden. "Wir hoffen sehr darauf und sind optimistisch", sagt Hahn. Der Sozialdezernent hofft auf einen zusätzlichen "Werbeeffekt", sobald die ersten Aufkleber in der Innenstadt zu sehen sind. Meerbusch und Gelsenkirchen haben sich das Projekt bereits vorstellen lassen.
"Es wäre natürlich schön, wenn das Projekt so noch weiter verbreitet wird", sagt Jansen. Schließlich gebe es Rollstuhlfahrer oder Mütter mit Kinderwagen - also Menschen, deren Alltag durch die Barrierefreiheit erleichtert werden könne - nicht nur in Neuss.