Neusser entdecken das Clemens-Sels-Museum neu
Zur Wiedereröffnung nach der Renovierung kamen Hunderte Besucher.
Neuss. Annemarie Buchholz hatte gestern keine ruhige Minute. Sie musste dem Ansturm der Besucher zur Wiedereröffnung des Clemens-Sels-Museums trotzen. Und deshalb war sie ausgesprochen gut gelaunt. Denn sie saß an der Museums-Kasse. „Ich habe die Besucher vermisst und mache tausend Kreuze, dass wir wieder geöffnet haben.“
Auch die Besucher waren gut gelaunt. Bei Kaffee und Kuchen konnten sie miteinander ins Gespräch kommen, nachdem sie zuvor den frisch renovierten Deilmann-Bau erkundet hatten. Dazu bot das Museum ein Programm aus Führungen, Workshops und Rundgängen an.
„Die Restaurierung hat dem Museum einen frischen Anstrich verpasst“, sagte Manfred Peters. „Ich war sehr gespannt, wie es aussieht.“ Auch die Neusserin Britta Dickmann war angetan. „Die Beleuchtung und die Farben an den Wänden sind deutliche Verbesserungen“, meinte sie. „Die Bilder wirken nun ganz anders.“
Dickmann warf auch einen Blick auf „Maître X“ von Georges Rouault. Noch hängt das Bild dort als Leihgabe, doch bei der Eröffnung unterschrieben Direktorin Uta Husmeier-Schirlitz und Kulturdezernentin Christiane Zangs den Vertrag zum Kauf des Bildes. „Es ist ganz wunderbar, dass es gelungen ist, die Sammlung so zu erweitern“, freute sich Zangs. „Schön, dass Mentor und Meister nun nebeneinander hängen“, sagte Kulturausschuss-Vorsitzender Hartmut Rohmer. Rouault gilt als der Lieblingsschüler von Gustave Moreau, dessen Werke des Symbolismus den Schwerpunkt des Clemens-Sels-Museums bilden.
Bei all der Freude gab es aber auch Grund zur Selbstkritik. Der Gartensaal platzte bei der Eröffnungsfeier aus allen Nähten. Die Reden wurden zwar im ganzen Museum übertragen, vielerorts war aber die Akustik sehr schlecht. „Bis zum nächsten Mal müssen wir uns eine Lösung einfallen lassen“, sagte Zangs. Denkbar sei eine Übertragung von Ton und Bild in einen anderen Raum. Schließlich wolle man nicht, dass Gäste bei Großveranstaltungen frustriert zu Hause bleiben.
Aus diesem Grund sollte auch der Aufzug bald wieder funktionieren. Gestern tat er es nicht. Eine Künstlerin aus Bonn konnte mit ihrem Rollstuhl nur den Eingangsbereich begutachten, nicht aber die Werke befreundeter Künstler. Sie nahm es gelassen: „Kann passieren.“ Dafür versprach ihr das Museumsteam freien Eintritt beim nächsten Besuch.
Im Gartensaal begrüßten Uta Husmeier-Schirlitz und der stellvertretende Bürgermeisters Thomas Nickel sowie die Generalsekretärin der Kunststiftung NRW, Ursula Sinnreich, die Besucher. „Heute ist ein großer Tag für alle Neusser“, sagte Nickel. Schließlich — so habe schon Gustav Pauli gesagt — sei das Museum das demokratischste aller Bildungsanstalten. Auch Sinnreich fand feierliche Worte: „Museen sind wunderbare Orte, denn sie bewahren die Schätze der Menschheit.“