Neusser feiern ihren Schützenkönig

Beim Königsehrenabend am Samstag ging es emotional zu. Schützenkönig Gerd Philipp I. verteilte 1902 Orden.

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Neuss. Es war ein Urteil, das selbst Schützenkönig Gerd Philipp I. nicht anfechten konnte. Schmunzelnd nahm der Rechtsanwalt die „gerichtliche Entscheidung“ von Sparkassen-Chef Michael Schmuck in dessen Laudatio zur Kenntnis. „Im Namen der Schützen ergeht folgendes Urteil: Der Schützenkönig Gerd Philipp I. ist eine echte Natur. Er wird verurteilt, so zu bleiben, wie er ist — und gemeinsam mit seinem Volk das schönste Schützenfest der Welt zu feiern. Gegen das Urteil ist kein Rechtsmittel möglich.“ Dass der König nach diesem Urteilsspruch nicht in Revision gehen wird, war seinem Gesichtsausdruck zu entnehmen.

Gerd Philipp I., Schützenkönig

Es war ein Königsehrenabend der Emotionen, der am vergangenen Samstagabend in der Stadthalle begangen wurde. Ein Abend mit Witz, Charme und Herzblut — so wie es Gerd Philipp Sassenrath eben am liebsten hat. In seiner mehr als 40-minütigen Rede drehte Sassenrath die Zeit in Gedanken um knapp ein Jahr zurück und ließ die Zuhörer im Saal ausführlich an seiner Gefühlswelt teilhaben. Nicht nur seine Anspannung während des nervenaufreibenden Vogelschusses beschrieb er im Detail. „Ich habe vor dem letzten Schuss gar nicht gewusst, dass ich quasi einen Elfmeter vor mir habe“, sagte der leidenschaftliche Bayernfan. Er verwandelte ihn, und verwandelte sich mit dem 22. Schuss in Gerd Philipp I. In einen König, „der seine Aufgabe mit unheimlich viel Herzblut wahrnimmt. Das spüren die Schützen“, sagte Schmuck. Er sei eine Majestät, die durch persönliche Anwesenheit bei zahlreichen Veranstaltungen für die nötige Nähe und Wohlfühlstimmung in der Schützengemeinschaft sorge.

Sassenrath hatte auch in der Stadthalle königliche Pflichten zu erfüllen. 1902 Orden mit einem Gesamtgewicht von rund 100 Kilogramm galt es zu verteilen. Nach und nach reichten ihm seine Kameraden vom Schützenlustzug „Frischlinge“ die Orden an, darunter auch Gesundheitsminister Hermann Gröhe. Bei all den emotionalen Bekenntnissen wurde ein verspäteter Abmarsch zum Heimgeleit gern in Kauf genommen. Nach dem Weg über Augustinus-, Oberstraße, Markt, Büchel, über Nieder-, Krefelder-, König- und Salzstraße begann der Vorbeimarsch an der königlichen Residenz an der Elisenstraße erst um 22.50 Uhr. Der Stimmung in der Stadt tat dies keinen Abbruch. Tausende Zuschauer, am Hauptstraßenzug dicht gedrängt, nutzten die laue Sommernacht, um den Schützen zuzuschauen.

Gegen 0.30 Uhr begrüßte Sassenrath seine Gäste in der Pegelbar, in der bis in die frühen Morgenstunden gefeiert werden sollte. Da durften auch die königlichen Zugkollegen nicht fehlen, die in Begleitung an den Feierlichkeiten teilnahmen. Gleiches galt für Sassenraths schützenbegeisterte Kinder — und Königin Stefanie. Auch außerhalb der Pegelbar ließen tausende Schützen den König hochleben und machten die Nacht zum Tag. Das Schützenfest kann kommen.