Neusser kühlen sich in Bädern ab

Endlich ein paar schöne Sommertage. Bei Temperaturen über 30 Grad erwarten Nord- und Südbad Tausende Besucher.

Foto: Andreas Woitschützke

Neuss. Die Zahlen sind zum Haare raufen — zumindest auf den ersten Blick: Während 2015 vom 14. Mai bis zum 17. Juli 82 000 Badegäste in das Südbad kamen, waren es in diesem Jahr im gleichen Zeitraum nur 63 000. Im Nordbad sind es sogar noch weniger gewesen — nämlich 30 Prozent. Jürgen Scheer von den Stadtwerken Neuss ist aber ganz optimistisch. Drei Gründe gebe es für die schwachen Besucherzahlen, seit die Freibadsaison am 14. Mai eröffnet wurde: „Das Wetter hat bisher nicht so mitgespielt“, sagt er. Außerdem sei 2015 ein besonders starkes Jahr gewesen. „Wir kommen von einem sehr hohen Niveau.“

Zudem haben die Sommerferien 2016 zwei Wochen später angefangen als im Vorjahr. „Und durch unsere auffahrbaren Variodächer in beiden Bädern kommen die Leute auch an Tagen mit schlechterem Wetterbericht“, sagt Scheer. Da hätten es die Badeseen in der Umgebung deutlich schwerer. Am Straberger See in Dormagen zum Beispiel sind zwischen Mai und Juli 2015 11 000 Menschen zum Schwimmen gekommen, jetzt waren es gerade mal 2000.

Immerhin spielt das Wetter endlich mit, auch wenn die meisten Neusser sich immer noch mindestens einen Tag Zeit lassen, bevor sie ins Freibad gehen. „Am Montag war es hier im Südbad noch ziemlich ruhig mit 1400 Besuchern“, sagt Betriebsleiter Alexander Bride. „Das wird heute ganz anders aussehen, spätestens am Nachmittag, wenn die Leute Feierabend haben.“

Für Heinz Hegger (61) war es gestern Mittag schon zu voll. Mit seinem Enkel ist er ins Südbad gekommen, obwohl die Familie zuhause einen eigenen Pool hat. „Hier hat der Kleine Kinder, mit denen er spielen kann“, sagt Hegger.

Auch Brides Kollege Frank Becker aus dem Nordbad hatte am Anfang der Woche noch Kapazitäten, sogar freie Liegestühle gab es. „Das ist hier eigentlich immer so, wenn man früh kommt“, sagt Marlies Willms (77) aus Heerdt, die früher immer im Löricker Bad in Düsseldorf war, „da ist es uns aber zu turbulent geworden“. Im Nordbad sei es so freundlich und familiär, „und die Bademeister achten auf einen“, erzählt Lebensgefährte Siegmund Neidl.

Die Aufsicht wurde wegen der Wetterprognosen sogar aufgestockt, von drei Personen auf fünf. „Da sind wir sehr flexibel“, sagt Frank Becker, der jetzt noch auf ein paar weitere Sommertage hofft, „weil wir bisher 4000 weniger Badegäste hatten als im Vorjahr.“ Was nicht ist, kann ja noch werden, meint Becker. „2015 verteilte sich der Großteil der 18 000 Gäste eigentlich auf sieben schöne Tage.“

Damit es im Freibad trotz Menschenmassen friedlich bleibt — „je heißer es wird, umso ungeduldiger sind die Menschen“, sagt Alexander Bridel —, haben die Stadtwerke wie auch viele andere Bäder im Umkreis Verhaltensregeln aufgestellt, für alle, die das Bad besuchen. Auch Flüchtlinge. In mehreren Sprachen wird erklärt, dass Badebekleidung Pflicht ist und Frauen nicht belästigt werden dürfen. „Am Anfang hatten wir schon mal Probleme mit den Duschen, weil sie nicht mit Piktogrammen versehen waren, sondern nur mit der Aufschrift ,Damen’ und ,Herren’“, sagt Bride. Seit die Figuren angebracht wurden, sei es aber zu keinen Missverständnissen mehr gekommen.