Nur zwei Männer trauen sich in die Barbie-Ausstellung

Im Kreismuseums Zons gab es einen speziellen Tag für männliche Fans.

Foto: ati

Zons. Es dürfte überraschen, dass nicht alles pink, glitzernd und glamourös ist, was da derzeit in den Vitrinen des Kreismuseums Zons aus der Lebenswelt der wohl berühmtesten Blondine der Welt gezeigt wird. Unter dem Titel „Busy Girl — Barbie macht Karriere“ zeigen die Sammlerinnen Bettina Dorfmann, die für ihre beeindruckende Sammlung von 18 000 Barbie-Puppen bereits im Guiness-Buch der Rekorde verzeichnet ist, und Karin Schrey die Entwicklung der Puppe im Wandel der Zeit von der Hausfrau bis zur Chirurgin.

Eine besondere Führung sollte jetzt vor allem die Männer ansprechen. Dazu wurde Whisky ausgeschenkt. Die Resonanz war verblüffend gering, lediglich zwei Herren schlossen sich Museumsleiterin Anna Karina Hahn auf Barbies Zeitreise an - in Begleitung ihrer Frauen. „Auch als Mann ist die Barbie-Puppe ein Stück meiner Kindheit. Durch Schulfreundinnen habe ich viel mitbekommen“, sagt Herbert Lau. Der Wirtschaftswissenschaftler befindet sich ebenso wie seine Frau Tessa im Ruhestand und verbringt gerne Zeit in Museen und Ausstellungen. „Es ist spannend, wie Barbie als eigentliches Modepüppchen Schritt für Schritt die Berufswelt erobert und sich seit den 1960er-Jahren emanzipiert hat“, sagt er. Ob er etwas von Barbie lernen könne? „Mit Sicherheit“, bestätigt er. „Man — und Mann — kann immer etwas lernen, bei jeder Gelegenheit und in jeder Situation.“

Barbie wurde ursprünglich nach einem deutschen Vorbild produziert. Ihren ersten Auftritt hatte sie noch unter dem Namen Lilli in Comics von Reinhard Beuthien, die von 1952 bis 1961 in der Bild-Zeitung erschienen und so populär wurden, dass die Redaktion 1953 beschloss, eine Puppe als Werbemittel nach dem Vorbild der Titelfigur produzieren zu lassen. „Und obwohl kleine Mädchen gerne mit ihnen spielten, waren sie doch überaus beliebte Party-Geschenke für Männer, die die kurvige, knapp bekleidete Puppe mit den kessen Sprüchen mochten“, so Hahn. Ruth Handler, Mitbegründerin der Firma Mattel, entdeckte die Puppe 1958 in einem Schaufenster und schuf nach deren Vorbild Barbie, die schon ein Jahr später auf der deutschen Spielzeugmesse vorgestellt wurde.

Barbie verkörpere stets die Rolle der Frau in der jeweiligen Zeit: In den 1950er-Jahren war sie die Hausfrau, die sich stets um ihren Ehemann sorgt, bis sie schließlich anfing, nicht nur typische Frauenberufe zu ergreifen, sondern auch „ihren Mann stand“. Die neuen Puppen zeigen Barbie als Anwältin, Pilotin oder Ärztin.

Die beiden männlichen Besucher lauschten den Ausführungen der Museumsleiterin gebannt und lernten viel über die Emanzipation der Frau und ihre Rolle im Wandel der Zeit. „Mich würde bloß noch interessieren, ob es auch einen Mann gibt, der Ken-Puppen sammelt“, sagt Lau und lacht.