Organspende - das schönste Geschenk
Alicia Moretto war von der Dialyse abhängig. Vor acht Jahren bekam sie eine neue Niere.
Neuss. Ostern, das bedeutet Aufbruch in ein neues Leben, die Leidenszeit hinter sich lassen. Ostern, das heißt Hoffnung und Neuanfang. Es herrscht ein Gefühl, als könne alles noch einmal von vorne beginnen. Genauso ging es Alicia Moretto am 18. September 2006, nachts um 1 Uhr. Damals erhielt die Neusserin den erlösenden Anruf aus Düsseldorf: „Frau Moretto, wir haben eine Spenderniere für Sie. Gewebe und Blutgruppe stimmen zu 100 Prozent überein.“ Die heute 62-Jährige ergreift die Chance auf ein neues Leben.
„Ich war total aufgeregt und glücklich zugleich. Das kann man nie mehr vergessen“, sagt die Halb-Argentinierin, die seit 1998 mit ihrer Familie in Neuss lebt. Endlich war sie da, die Nachricht, auf die sie so lange gehofft hatte.
Dann muss es schnell gehen. In der Uniklinik wird sie in den Operationssaal geschoben, ihr neues Organ wird mit dem Helikopter aus Berlin eingeflogen, in einer Kühlbox. „’Da ist jetzt meine Niere drin, meine Freiheit’ sagte ich damals zur Krankenschwester. Die fragte bloß ’Wie soll sie heißen?’ Verdutzt antwortete ich schließlich: Alex.“
Eine große, mehrstündige Operation folgt. Die frisch Transplantierte hat Glück: Nach vier Wochen kann sie endlich aufatmen, ihr Körper akzeptiert das neue Organ. Alex begleitet die temperamentvolle Mutter von drei Kindern seit nunmehr fast acht Jahren. Ihre alten Nieren sind noch im Körper und geschrumpft.
„Man ist befreundet mit dem neuen Organ. Das ist ein Geschenk vom Himmel“, sagt Moretto, lacht froh und nippt an ihrem Cappuccino. Über ihren Spender weiß sie wenig. Das Organ kam wohl von einem jungen Mann, einem tödlich verunglückten Motorradfahrer. „Das hat man mir zumindest gesagt. Vielleicht stimmt es auch nicht.“
Einschränkungen hat die 62-Jährige, die mit ihrem Mann an der Friedrichstraße die Tapas-Bar Los Morettos führt, heute kaum noch. Freilich muss sie regelmäßig zur Blutkontrolle. Zudem schluckt sie täglich zwölf Medikamente. Aber das sei alles nichts gegen die Zeit vor der Transplantation.
Morettos Leidensgeschichte fing vor etwa 14 Jahren mit einer Harnwegsinfektion an. Schließlich stellt die linke Niere ihren Dienst ein, die Funktion der zweiten Niere ist bis auf 39 Prozent eingeschränkt. Alicia Moretto muss eine spezielle Diät machen, darf nur wenig trinken und kein Fleisch mehr essen. „Die Höchststrafe für eine Argentinierin“, scherzt sie.
Zahlreiche Arztbesuche und mehr als vier Jahre Dialyse folgen. Drei Mal pro Woche muss das Blut gereinigt werden, jedes Mal vier bis fünf Stunden. Das Blut wird am Unterarm über dicke Schläuche entnommen und wieder zurückgeführt. Sie war damals so schwach, dass sie sich kaum bewegen konnte. „Ich hatte Luftnot, war ständig müde. Man fühlt sich nur hilflos.“ Ihre Familie gibt Alicia Moretto viel Kraft. Kraft, die sie braucht, um den Alltag zu bewältigen. Ihre positive Einstellung habe sie schon so manches Mal am Leben gehalten, sagt sie.
Alicia Moretto will auf das Thema Organspende aufmerksam machen. Sie weiß, dass es vor acht Jahren noch leichter war, ein neues Organ zu bekommen. Umso mehr kämpft sie dafür, dass mehr Menschen einen Organspendeausweis ausfüllen. Auch sie selbst hat einen.
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