Personal für die Betreuung der Flüchtlinge ist schwer zu finden
Mitte 2016 könnten 1500 Flüchtlinge in Dormagen sein. Für die Stadt ist das eine Herausforderung.
Dormagen. Rund 800 Flüchtlinge beherbergt die Stadt Dormagen zurzeit. „Angesichts der momentanen Entwicklung könnten das im ersten Quartal 2016 bereits 1200 und Mitte nächsten Jahres bereits 1500 Flüchtlinge in unserer Stadt sein“, wagt Bürgermeister Erik Lierenfeld eine Prognose. Ob es wirklich so kommt, hänge von vielen Faktoren ab: „Aber wir müssen uns darauf einstellen“, meint Lierenfeld und verweist auf die ursprüngliche Hochrechnung, die Anfang 2015 von 400 Flüchtlingen bis Ende des Jahres ausgegangen war — und diese Anzahl wurde viel schneller erreicht. Die Tendenz sei steigend.
Erik Lierenfeld, Bürgermeister
Diese neuen Dimensionen an Flüchtlingen würden die Stadt vor große Probleme stellen, die nicht nur in der Finanzierung der Unterkünfte, sondern vor allem in der Betreuung der Menschen lägen, wie Lierenfeld erläutert: „Das wäre vom Personal- und Logistik-Bereich mit Riesenschwierigkeiten verbunden.“ Die Stadtverwaltung sei bereits jetzt an der Kapazitätsgrenze angelangt: „Wir gehen durch die Betreuung der Einrichtung Am Wäldchen 2 auf dem Zahnfleisch“, betont der Bürgermeister. Der Erste Beigeordnete Robert Krumbein ergänzt: „Eine dritte oder vierte Landes-Notunterkunft ist kurzfristig so nicht zu leisten.“
Von den Flüchtlingen in den Notunterkünften zu unterscheiden sind die Asylbewerber, die der Stadt zugewiesen werden und die für die Dauer ihres Verfahrens in Dormagen bleiben. Ihre Zahl liegt momentan bei etwa 460. Sie leben in städtischen Wohnheimen und in von der Stadt angemieteten Wohnungen. Für deren Kinder hält die Stadt auch Plätze in Kindergärten und Schulen vor. Sie werden auch von der Stadt betreut und begleitet, aber in ganz anderem Maße als die Flüchtlinge, die nur kurzzeitig in den Landes-Notunterkünften untergebracht sind, bevor sie in andere Städte gebracht werden.
Dormagen hat zwei Erstaufnahmeeinrichtungen, in denen die Flüchtlinge drei Wochen — höchstens drei Monate — leben. Bezahlt werden diese Unterkünfte vom Land, das jetzt eine Pauschale von 20 000 Euro für städtischen Personaleinsatz in Aussicht gestellt hat.
Nachdem Dormagen in einer Spontan-Aktion das neunstöckige ehemalige Wohnhaus von Bayer-Mitarbeitern für bis zu 200 Flüchtlinge hergerichtet hat, ist die Anzahl der Menschen in den beiden Erstaufnahmeeinrichtungen (150 in der Turnhalle an der Beethovenstraße) in Dormagen auf knapp 350 gestiegen. An der Beethovenstraße hat der Malteser-Hilfsdienst die aufwendige Betreuung von der Stadt übernommen, am Höhenberg sind es weiterhin städtische Mitarbeiter, die alles regeln.
„Wir müssen drei Mal täglich Mahlzeiten organisieren und uns um Krankheiten, alltägliche Probleme und die generelle Betreuung kümmern“, erklärt Lierenfeld. Die Verbände seien ausgelastet, neues Personal schwierig zu finden. „Der Markt ist leer gefegt“, erklärt Krumbein. Zur Entlastung hat die Stadt jetzt acht neue Betreuungs-Mitarbeiter eingestellt; die Kosten trägt die Bezirksregierung.