Politiker kritisieren die Bahn
Überfüllte Züge, alte Wagen, fehlende Zugbegleiter und Kontrollen - der Betrieb der Linie RB 38 steht unter Beschuss.
Grevenbroich. In zwölf Monaten wird das Bahnunternehmen Vias den Betrieb auf der Regionalbahn 38 zwischen Düsseldorf und Bedburg von der Deutschen Bahn übernehmen. Für Bahn-Kunden und Grünen-Ratsherr Dieter Dorok macht sich der Wechsel bereits bemerkbar — negativ. „Die DB scheint den Betrieb in den letzten Monaten zu möglichst geringen Kosten abwickeln zu wollen, da wird auf niedriger Flamme gefahren“, sagt Dorok.
Kritik gibt es reichlich: „Ich habe seit fast einem Jahr in den Zügen keinen Zugbegleiter gesehen. Wer kontrolliert die Fahrkarten?“, fragt Dorok. „Wenn Schwarzfahrer unbehelligt bleiben, gehen doch Fahrgeldeinnahmen verloren. Außerdem tragen Zugbegleiter zu einem besseren Sicherheitsgefühl bei.“
Dieter Dorok, Die Grünen
Auch Grünen-Vorsitzender Peter Gehrmann ist Bahnfahrer. „In den vergangenen Wochen ist es mehrere Male vorgekommen, dass in Hauptverkehrszeiten Züge nicht in Doppeltraktion gefahren sind.“ Die Folge des knappen Angebots: übervolle Züge. „Am Montag kam es sogar zu Spannungen, als Fahrgäste sich wegen Überfüllung in die teilweise leere erste Klasse setzen wollten“, berichtet Gehrmann. Dorok hat zudem beobachtet, dass die DB neuerdings zum Teil alte Triebwagen auf der RB 38 einsetzt. „Die haben weniger Sitzplätze und gewährleisten etwa in Kapellen keinen barrierefreien Einstieg. Es ist abenteuerlich.“ Die Forderung der Grünen: Die DB müsse auch im letzten Jahr unter ihrer Regie einen ordnungsgemäßen Betrieb anbieten. „Die Stadt zahlt schließlich für den Öffentlichen Personennahverkehr viel Geld“, betont Gehrmann.
Die Deutsche Bahn räumt den Einsatz der „etwas betagteren“ Dieseltriebwagen (Typ 628/928) ein. Der Grund sei, wie ein Bahnsprecher erklärt, dass Talent-Züge von der RB 38 auf andere Strecken im NRW verlegt wurden, für die bestellte neue Wagen noch nicht geliefert seien. Diese Interims-Lösung solle im Februar beendet werden. Zu Fahrzeugausfällen meint der Sprecher: „Im Spätsommer hatten wir Probleme, zurzeit gibt es keine größeren Störungen.“ Noch im November aber hatte die DB von „Verzögerungen in der Zulieferung von Ersatzteilen“ gesprochen.
Die Zahl der Zugbegleiter auf der RB 38 ist laut Bahn tatsächlich reduziert worden. Bei den eingesetzten Fahrzeugen benötige der Fahrer in Bahnhöfen nicht das Abfahrtsignal eines Begleiters, könne er den Zug selbst abfertigen. Fahrscheinkontrollen würden stichprobenartig vorgenommen. Die Verringerung des Personals nennt VRR-Sprecher Dino Niemann „ärgerlich, das trägt nicht zum Service bei. Wir werden das Gespräch mit der Bahn suchen.“ Trotz der Veränderungen auf der RB 38 beteuert der Sprecher: „Wir werden den Anforderungen nachkommen und den Kunden ein gutes Angebot bieten.“