Politiker stellen sich den Fragen von Schülern der Kaarster Gymnasien
Vertreter von CDU, SPD, Grünen und FDP nahmen an der Runde teil.
Kaarst. Von wegen junge Menschen interessieren sich kaum für Politik: Dass dies nicht zutrifft, stellten die Elft- und Zwölftklässler — die Q1- und Q2-Stufen — der beiden Kaarster Gymnasien, AEG und GBG, gestern unter Beweis. Im vollen Albert-Einstein-Forum standen Direktkandidaten des Wahlkreises den Fragen der Schüler des Faches Sozialwissenschaften Rede und Antwort. Die Diskussionsrunde hatten die AEG-Schüler gemeinsam mit ihren Lehrerinnen für Sozialwissenschaften, Inga Busch und Sabine Merten, vorbereitet.
Der Einladung waren die beiden Direktkandidatinnen Nicole Specker (SPD) und Susanne Mervat Badra (Bündnis 90/Die Grünen) gefolgt. Ansgar Heveling von der CDU ließ sich aufgrund eines privaten Trauerfalls von Jochen Klenner, seit Mai im Landtag NRW für die CDU, vertreten. Jan Günther wiederum kam für den verhinderten FDP-Politiker Otto Fricke. Krankheitsbedingt musste Heiner Bäther von den Linken absagen. Von der AfD war kein Politiker anwesend. „Die Schule hatte sie nicht dazu eingeladen“, so Schulleiter Bruno von Berg.
Anderthalb Stunden lang verfolgten die rund 350 Schüler gebannt die Diskussion, quittierten Statements der Politiker abwechselnd mit Beifall, Gelächter oder erstauntem Murren. In vier Themenblöcke war die Fragerunde eingeteilt: Innenpolitik, Außenpolitik/EU, Wirtschafts- und Sozialpolitik. Jeder Politiker hatte 90 Sekunden, die Fragen der beiden Schüler-Moderatoren Maximilian Hoier und Maximilian Winzen aus dem Leistungskurs Sozialwissenschaften zu beantworten. Anschließend gab es zu jedem Schwerpunkt fünf Minuten Diskussion. Unterdessen waren alle Schüler aufgefordert, ihre Fragen an die Moderatoren weiterzureichen. Das Konzept ging auf: Die angehenden Wähler erhielten einen Eindruck davon, wer für welche (partei)politischen Ansichten steht. Es wurde aber auch deutlich, in welchen Bereichen Einigkeit über Parteigrenzen hinweg herrscht und wo es deutliche Unterschiede gibt.
Grundsätzlich mehr Polizisten einzustellen und zu prüfen, inwieweit polizeiliche Aufgaben auf kommunale Ordnungsdienste übertragen werden können — bei dieser Forderung herrschte eher Übereinstimmung der vier Politiker. Ebenso bei Forderungen, deutlich mehr Geld in Bildung und Digitalisierung zu investieren. Strittiger war die Diskussion, ob und wie Staaten innerhalb der EU zur Aufnahme von Flüchtlingen gezwungen werden könnten oder wie Deutschland auf die Entwicklung der Türkei reagieren müsse. Wo die politischen Interessen der Schüler vor allem liegen, wurde bei deren Fragen deutlich. Sie wollten Statements erhalten zu Themen wie Freiheit im Netz, Legalisierung von Cannabis, gleichgeschlechtlicher Ehe oder Wiedereinführung der Wehrpflicht.
Schulleiter von Berg war am Ende der Diskussion begeistert und verglich die Veranstaltung mit dem TV-Duell: „Das war deutlich abwechslungsreicher und lebendiger als das, was ich am Sonntag gesehen habe.“