Privatdetektive überführen Raucher in Gaststätten

Die Ermittler wurden von mehreren Bürgern engagiert. Wirte, bei denen das Rauchverbot missachtet wurde, fühlen sich „bespitzelt“.

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Neuss. „Erschreckend“, „feige“, „beschämend“ — Michael Bott, Inhaber der Neusser Kult-Gaststätte „Marienbildchen“, wählt deutliche Worte, um seinem Unmut über die „Bespitzelungsaktion“, wie er sie nennt, Luft zu machen. Der Grund: Mehrere Bürger — ob diese aus Neuss stammen, ist nicht bekannt — haben eine Detektei damit beauftragt, die Einhaltung des Rauchverbots in Neusser Kneipen zu kontrollieren. Nach Angaben der Detektei sind bei diesen Kontrollen vier Gaststätten auffällig geworden, darunter das „Marienbildchen“.

Zwei Mitarbeiter waren jeweils inkognito vor Ort. Auch Beweisfotos von Aschenbechern und rauchenden Gästen haben sie dabei gemacht. „Die haben sich reingesetzt und mitgeraucht“, sagt Privatdetektiv Siegfried Durst, der nicht verrät, wer der Auftraggeber ist und über welchen Zeitraum kontrolliert wurde. Mehrere Bürger hätten sich jedoch empört darüber gezeigt, wie einige Neusser Gastronomen das Rauchverbot ignorierten. Sie seien, nachdem sie auf das Verbot hingewiesen haben, in einigen Fällen sogar der Kneipe verwiesen worden. In welcher Gaststätte das passiert sein soll, verrät der Detektiv ebenfalls nicht.

Bott hat bereits Post vom Ordnungsamt erhalten. Der 63-Jährige wird gebeten, zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Mit einer hohen Strafe hat er aber nicht zu rechnen, schließlich ist er noch nie zuvor auffällig geworden. Bott geht es auch nicht darum, bei der Missachtung des Rauchverbots erwischt worden zu sein. „Mir geht es um diese feige Art und Weise“, sagt er, „man darf gespannt sein, welche abstrusen Ideen diese Akteure noch ersinnen, um die ohnehin schon am Boden liegende Gastronomie weiter zu bedrängen.“ Seit einigen Tagen ist ein Aushang am Marienbildchen zu finden, in dem Bott zu der Aktion Stellung nimmt. In dem Schreiben ruft der Kneipier dazu auf, Politiker, die das Nichtraucherschutzgesetz veranlasst haben, über die Konsequenzen ihres Handelns zu informieren.

Auch der Hamtorkrug ist bei den Kontrollen der Detektive auffällig geworden. Mitinhaber Marvin Schorn zeigt sich ebenfalls erschrocken ob dieser Vorgehensweise. „Das nimmt Ausmaße an, die alles andere als schön sind. Es ist einfach schade, dass Leute, die sich durch etwas gestört fühlen, direkt den Amtsweg gehen oder wie in dem Fall sogar eine Detektei beauftragen“, sagt Schorn, der wie Michael Bott Glück im Unglück hat — denn auch der Hamtorkrug ist zuvor noch nicht auffällig geworden.