Nadelöhr soll verbreitert werden

Die Brücke über die Weberstraße muss erneuert werden. Ein weiterer Durchlass würde zwei Millionen Euro kosten.

Foto: L. Berns

Neuss. An der Weberstraße eröffnet sich für die Stadt eine Jahrhundertchance — und die soll genutzt werden. Das ist der Kommune unter dem Strich auch mehr als zwei Millionen Euro wert. Denn bevor die Deutsche Bahn AG die Eisenbahnbrücke über die Weberstraße mit den derzeitigen Abmessungen erneuert und die Nadelöhr-Situation damit verfestigt, will die Stadt auf eine Verbreiterung des Durchlasses drängen. Eine entsprechende Stellungnahme wurde jetzt der DB Netze AG zugeleitet. Dort wird der Brückenneubau derzeit planerisch vorbereitet. Baubeginn ist voraussichtlich im Jahr 2020.

Von allen vorstellbaren Optionen favorisiert die Stadt eine Verbreiterung des Durchlasses von 10 auf 17 Meter. Von der Möglichkeit, durch Absenkung der Fahrbahn auch die Durchfahrthöhe von derzeit 3,40 Meter um 60 bis 80 Zentimeter zu vergrößern, nimmt sie aber Abstand. Zur Freude von Planungspolitikern wie Sascha Karbowiak (SPD). „Der durchfahrende Schwerlastverkehr könnte zunehmen“, sagt Karbowiak — und das sei in der direkten Nachbarschaft zu Schulzentrum, Kindergärten und der Ludwig-Wolker-Sportanlage kein wünschenswerter Effekt.

Weil Brücken aber rund 100 Jahre halten, will sich die Stadt diese Option nicht ganz verschließen. Denn die Weberstraße, die als Haupt- und Durchfahrtstraße im städtischen Straßennetz kategorisiert ist, könnte als Umleitungsstrecke auch für Lkw dienen, wenn es woanders eng wird. Die neue Brücke soll deshalb statisch so hergerichtet werden, dass eine Absenkung der Weberstraße prinzipiell möglich bleibt, ohne das Brückenbauwerk noch einmal anpassen zu müssen.

Das Problem aus Sicht der Stadt bei dem Thema heißt Eisenbahn-Kreuzungsgesetz. Das regelt nämlich, dass jeder Änderungswunsch seitens der Stadt dazu führt, dass sie als Veranlasserin der Gesamtmaßnahme anzusehen ist — und nicht nur die Änderung, sondern die gesamte Brücke zu zahlen hat. Das sind nach Schätzungen von Hans Günter Gewehr von der DB Netz AG 2,5 Millionen Euro. „Im Gegenzug wären wir zur Ablösung des uns erwachsenden Vorteils in Höhe von 830 000 bis 990 000 Euro zugunsten der Stadt Neuss verpflichtet“, hält er in einer Stellungnahme fest.

Zu den Baukosten, die bei der Stadt hängen bleiben, wären noch einmal 95 000 Euro für die Anpassung der Straße an die neue Situation fällig und Kosten für die Verlegung einer Gasleitung, der Firma Ruhrgas, die parallel zur Fahrbahn verläuft und die Weberstraße in Höhe des Reuschenberger Weges quert. Was das kosten kann, weiß Planungsdezernent Christoph Hölters nicht. Ein vergleichbares Vorhaben an Preußen- und Jahnstraße lässt aber Kosten von bis zu 400 000 vermuten.

Trotz dieser Kosten hält die Stadt die Verbreiterung der Brückendurchfahrt für erwägenswert und bekommt dazu von Roland Kehl (Grüne) und dem ADFC volle Rückendeckung. Denn die Verbreiterung schafft die nötige „Luft“, um den mit 1,50 Meter viel zu engen Rad- und Gehweg beiderseits der Fahrbahn regelkonform herzurichten. Das heißt: 2 Meter für Radfahrer, 2.50 Meter für den Gehweg.