Radfahrer haben bald Vorfahrt

Sicherer und schneller: Die Stadt plant spezielle Fahrradstraßen. Ein Handlungskonzept wurde bereits erstellt.

Foto: A. Woitschützke

Neuss. Wie kommt man schneller und direkter mit dem Fahrrad in die Innenstadt? Unter dieser Fragestellung hat die Stadtverwaltung ein Handlungskonzept erstellt, das auf ein neues Instrument setzt: die Fahrradstraße. Geht es nach den Experten vom Amt für Verkehrslenkung, wird die Drususallee so umgewidmet, dass Radfahrer auf ihr jederzeit Vorrang vor Autofahrern haben. Begründung: Nicht zuletzt wegen ihrer Bedeutung als Schulweg sind auf dieser Querachse zur Innenstadt die meisten Radfahrer unterwegs. Doch Planungsdezernent Christoph Hölters wird angesichts der zu erwartenden Proteste und Nutzungskonflikte etwas flau bei diesem Gedanken. Sein Gegenvorschlag? „Mein Favorit wäre die Kanalstraße“, gibt er zu.

Im Arbeitskreis „Rad und Fuß“ war das Thema Fahrradstraße zunächst hinter verschlossenen Türen diskutiert worden. Kontrovers, wie dem Ergebnisbericht zu entnehmen ist, der dem Unterausschuss Mobilität am Dienstagabend vorgelegt wurde. Aber in der Sache selbst zustimmend. Über eine Einführung soll, wie es im Protokoll heißt, „nach der erhofften Aufnahme in die Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Städte und Gemeinden“ im Detail gesprochen werden.

Noch vor kurzem hätte man sagen können: „Dann wird das nichts“. Denn das Thema „Fahrradfreundlichkeit“ war lange eher stiefmütterlich behandelt worden. Inzwischen aber ist nicht nur Bewerbung um Aufnahme in die AGFS eingereicht, sondern auch die Vorprüfung durch die Aufnahmekommission erfolgt. Mit offenbar gutem Ergebnis. „Wir sind sehr zufrieden“, sagt Hölters, der — da es erkennbar wenig nachzubessern gibt — mit der entscheidenden Bereisung noch vor den Sommerferien rechnet.

Das Thema Fahrradstraße ist Teil eines Paketes, in dem sich auch andere Vorschläge wie ein Radweg durch den Stadtgarten befinden. Es gibt aber auch konkrete Themen. So ist die „Fietsallee“ zur Kaiser-Friedrich-Straße schon in Bau, und noch im April beginnt der Radwegbau zum Lückenschluss am Kehlturm. Damit wird auch ein Radweg parallel zum Hessentordamm hergerichtet und angebunden, der eine störungsfreie Fahrt von der Selikumer Straße bis zum Markt möglich macht. Und der Planungsausschuss wird nächste Woche nach Auskunft des Vorsitzenden Karl-Heinz Baum das Thema Radschnellweg diskutieren. Anlass, so Baum: „Die Machbarkeitsstudie ist fertig.“

Der ADFC begrüßt die Anstrengungen und hegt auch, wie der Kreisvorsitzende Heribert Adamsky betont, Sympathie für eine Drususallee als Fahrradstraße. „Das könnte ein schönes Projekt im Rahmen der Neusser AGFS-Mitgliedschaft werden“, sagt Adamsky, der aber ebenfalls mit der Kanalstraße anfangen möchte. Das sei auch mit deutlich weniger Aufwand möglich. Bei der Drususallee als Sammelstraße müsste nämlich nicht zuletzt das Thema Parken ganz neu geregelt werden. Schrägparker, die rückwärts vom Mittelstreifen in die Drususallee setzen, könnten Radler auf der Fahrbahn gefährden. „Ich fürchte“, sagt Adamsky, „da kommt ein Workshopverfahren auf uns zu.“