Raphaelshaus startet Integrationsgruppe für Flüchtlinge
Im März will das Jugendhilfezentrum die Arbeit in der „Abraham-Gruppe“ aufnehmen. Grundlage ist das Grundgesetz.
Dormagen. Flüchtlinge nicht nur unterzubringen, sondern richtig zu integrieren — das gilt für alle Asylbewerber, aber speziell für die alleinreisenden jugendlichen Ausländer. Daher sieht sich das Jugendhilfezentrum Raphaelshaus in der Pflicht, wie Direktor Hans Scholten gestern erklärte: „Das Ziel ist eine sprachliche, kulturelle und soziale Integration.“ Deshalb startet im Frühjahr eine neue Regelgruppe im Raphaelshaus für zehn junge Flüchtlinge ab 15 Jahren. In der Abraham-Gruppe, die zum 1. März den Betrieb aufnehmen soll, sollen dann sechs Mitarbeiter mit den Jugendlichen für eine Integration arbeiten. „Die Grundlage ist das deutsche Grundgesetz, das nicht verhandelbar ist“, betont Scholten.
Um Integrationsarbeit mit anderen zu bewältigen, müsse zunächst der eigene Standpunkt und die Identität festgelegt werden, weist Direktor Scholten darauf hin, dass die eigenen Werte wieder wertgeschätzt werden müssten: „Wir müssen Kultur, Ethik und Religion der Flüchtlinge achten, ohne unsere Grundlage zu verfälschen.“ Daher sei eine regelmäßige und intensive Arbeit in einer Gruppe, von der einige Jugendliche bereits im Raphaelshaus untergebracht sind, der richtige Weg.
Mit dem Namen „Abraham-Gruppe“ gibt Scholten die Richtung vor: „Wir wollen nicht das Trennende der Religionen hervorheben, sondern das Verbindende.“ Und da lag es nahe, den Stammvater Abraham der drei monotheistischen Religionen Christentum, Judentum und Islam als Namenspatron zu wählen: „Ebenso verbindend ist der Engel als Verkünder“, weist Scholten auf ein weiteres Symbol hin: Das Kunstwerk „Engel der Kulturen“ von Gregor Merten und Carmen Dietrich zeigt eine Scheibe mit Kreuz, Stern und Halbmond, die gemeinsam einen blauen Engel bilden. Dieser Engel passt auch zum Namensgeber des Hauses, zum Erzengel Raphael. „Raphael heißt ,Gott heilt’, was alle Menschen stärken soll“, sagt Scholten.
Diese Hilfe für Flüchtlinge reiht sich in die jahrzehntelange Tradition des Raphaelshauses ein, Zufluchtsstätte für Verfolgte zu sein. Scholten erinnert an viele Flüchtlinge, angefangen nach dem Zweiten Weltkrieg für Vertriebene und Flüchtlinge aus dem Osten, über „Boat-People“ aus Vietnam bis zu Balkan- und Golfkriegs-Flüchtlinge. „Wir bieten ihnen Schutz, aber sie müssen sich, wie jeder andere auch, an unsere Gesetze halten“, betont Scholten. Das habe auch für die gleichzeitig aufgenommenen Bosnier, Serben und Kroaten während des Balkankriegs gegolten: „Hier gibt es keine Auseinandersetzungen, sondern es gilt Pax Raphael, nämlich ein friedliches Zusammenleben nach Regeln des gegenseitigen Respekts.“
Im Sommer wurde im Raphaelshaus beim „Projekt Heimat“ unter tatkräftiger Hilfe der Jugendlichen ein Ex-Mitarbeiter-Bungalow renoviert. Dort ist Ende vorigen Jahres eine siebenköpfige afghanische Asylbewerber-Familie eingezogen. „Wir stehen mit unseren Nachbarn in gutem Kontakt“, zieht Hans Scholten ein positives Fazit dieses Projektes.