Polizei im Rhein-Kreis Neuss Großeinsatz gegen Drogenkriminalität
Unter Leitung der Kreispolizeibehörde fanden am Mittwoch in mehreren Städten Einsätze statt, um einer mutmaßlichen Drogenbande das Handwerk zu legen. Vorangegangen waren intensive Ermittlungen.
Kiloweise Drogen, Spezial-Spürhunde, ausgewertete Chats aus einer dubiosen App – und letztlich klickten die Handschellen: Die Polizei im Rhein-Kreis Neuss ist am Mittwoch mit einem Großeinsatz gegen mutmaßliche Drogenkriminelle vorgegangen. Seit den frühen Morgenstunden durchsuchten Einsatzkräfte aus Düsseldorf, Bochum, Münster und Heinsberg unter Leitung der Polizeibehörde des Rhein-Kreises Neuss insgesamt zwölf Objekte in Neuss, Düsseldorf und Heinsberg. Dabei kamen neben Spezialkräften auch Rauschgiftspürhunden sowie ein Banknotenspürhund zum Einsatz.
Wie die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft und die Polizei am Mittwoch in einer gemeinsamen Mitteilung öffentlich machten, richtet sich das Verfahren gegen insgesamt acht Männer, die ihren Wohnsitz überwiegend in Neuss haben. Vorgeworfen wird ihnen die Einfuhr von Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge, das Handeltreiben mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge sowie Verstöße gegen das Waffengesetz. Darüber hinaus stellten die Beamten bei den richterlich angeordneten Durchsuchungen circa 40 000 Euro in Bar, Marihuana in Kilo-Menge plus Kokain und Amphetamin sicher. Auch Waffen wurden aufgefunden – unter anderem eine Machete, Teleskop-Schlagstöcke sowie Munition, wie die Staatsanwaltschaft auf Nachfrage preisgab.
Behörden mussten umfangreiche Daten zugestellt werden
Unter anderem steht die Gruppe unter Verdacht, seit Mai 2020 Cannabisplantagen in Belgien und Frankreich zu betreiben und die Drogen, darunter auch Kokain, sowohl nach Deutschland eingeführt, als auch damit gehandelt zu haben. Bei den Einsätzen konnte ein mit Haftbefehl gesuchter Verdächtiger im Alter von 28 Jahren festgenommen werden. Sieben weitere Personen wurden festgenommen, fünf davon werden laut Polizei nach erfolgter erkennungsdienstlicher Behandlung wieder entlassen. Zwei der Verdächtigen werden voraussichtlich am Donnerstag einem Haftrichter vorgeführt. Besonderer Aspekt: Hintergrund des Großeinsatzes war ein umfangreich geführtes Verfahren, das auf der Auswertung von sogenannten Encrochat-Daten fußt, das salopp auch „WhatsApp für Gangster“ genannt wird. Dabei handelt es sich um ein verschlüsseltes Kommunikationssystem, das stark von Mitgliedern der organisierten Kriminalität zur Planung und Durchführung von Straftaten genutzt wurde. Europol leitete zwischen März und Juni 2020 Ermittlungsverfahren gegen das Netzwerk ein und infiltrierte es. Französische Ermittlungsbehörden waren in das Encrochat-Netzwerk eingedrungen und hatten Malware auf den Endgeräten installiert. In der Folge stellte Encrochat den Geschäftsbetrieb ein.
Mit den Daten aus der App – so zeigt der aktuelle Fall aus Neuss – können auch zwei Jahre nach der Auflösung immer noch mutmaßliche Täter dingfest gemacht werden. Die zeitliche Verzögerung kommt nach Angaben der Staatsanwaltschaft unter anderem dadurch zustande, dass die Zustellung an die jeweils zuständigen Behörden der zum Teil umfangreichen Daten gewisse Zeit in Anspruch genommen habe.