Schüler sammeln Spenden für Friedensglockenspiel

Sie unterstützen damit das Projekt der Städte Neuss und Leuven, das im kommenden Jahr umgesetzt wird.

Foto: P. Fischer/Stadt Neuss

Neuss/Leuven. Es ist eine freiwillige Leistung der Stadt, aber sie wurde bei den zurückliegenden Etatberatungen von keiner Seite zur Disposition gestellt: 40 000 Euro überweist die Stadt Neuss nächstes Jahr nach Belgien, damit am 11. November, wenn Europa das Ende des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren feiert, wieder ein Glockenspiel erklingt, das kurz nach Kriegsbeginn in der flandrischen Stadt Leuven (Löwen) im Feuersturm untergegangen war.

Diese Rekonstruktion wurde vor genau einem Jahr von Bürgermeister Reiner Breuer und seinem Leuvener Amtskollegen Louis Tobback als grenzüberschreitendes Friedensprojekt gestartet. Von Anfang an unterstützt die Unesco, die Gesellschaft für Kultur und Wissenschaft der Vereinten Nationen, das Vorhaben, das gerade Aufnahme in das Gesamtprogramm der Feierlichkeiten Belgiens zum Kriegsende gefunden hat. Dort wird der Tag, an dem das wiedererstandene Glockenspiel (Carillon) im Turm des Norbertinerklosters Abtei van Park zum ersten Mal wieder zu hören sein wird, sogar als eine der zentralen Festlichkeiten Belgiens zum Jahrestag bezeichnet.

Auf diesen Tag bereiten sich beide Städte vor. In Neuss soll dann eine Plakatausstellung gezeigt werden, die an die belgische Besatzung in Neuss und im Rheinland erinnert, berichtet Stadtarchivar Jens Metzdorf. Diese Besatzung begann gleich nach Ende des Ersten Weltkrieges und endete im Jahr 1926.

In Leuven wiederum ist eine Ausstellung zur „Deutschen Zeit in Löwen“ in Vorbereitung. Hüben wie drüben arbeiten an diesen Ausstellungen Schüler mit, die sich im Januar, wenn die Neusser Jung-Historiker nach Leuven fahren, erstmals kennenlernen werden.

Die Schüler eines Projektkurses am Marie-Curie-Gymnasium, die das Projekt auf deutscher Seite begleiten, wollen aber noch mehr tun. Sie planen mit Hilfe ihrer Lehrerin Annika Doetsch eine Spendenaktion, damit noch etwas mehr Geld für das Friedensglockenspiel zusammenkommt. Dessen Rekonstruktion wird auf 400 000 Euro geschätzt. Einige Klassen haben kleine Geschenke mit Glocken- oder Friedensmotiv gebastelt, die als Dankeschön an die Spender ausgegeben werden sollen, berichtet Doetsch, die Metzdorf für kommenden Dienstag in die Schule eingeladen hat. Dort soll er erklären, warum es aus Neusser Sicht gute Gründe gibt, sich für das Projekt zu engagieren.

86 Einzelspender trugen bislang 8079 Euro zusammen. Die Bürgergesellschaft (5000 Euro), das Forum Archiv und Geschichte und der Lions-Clubs Neuss (je 2500 Euro) engagieren sich ebenfalls.

Das 40 Glocken umfassende Carillon war 1730 im Turm der Abtei van Park installiert worden, wurde aber im 19. Jahrhundert in die Leuvener Stadtkirche St. Petri überführt. Dort fiel das Carillon am 25. August dem großen Brand der Stadt zum Opfer, als auch Soldaten des des „Zweiten mobilen Landsturm-Infanterie-Bataillons Neuss“ an der Bevölkerung ein Massaker anrichteten.