Schüler werden zu Bienenexperten
Im Schneckenhaus stellen Schüler der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule mit Ralf Dietrich ihren eigenen Honig her.
Grevenbroich. Wenn Kinder etwas über den Lebenszyklus von Honigbienen lernen sollen, dann klingt das ein wenig sperrig. Vielleicht ist das der Grund, warum erst wenige Kinder auf den Geschmack gekommen sind. Für die Schüler aus der Käthe-Kollwitz-Gesamtschule ist der allwöchentliche Bienenkurs im Umweltzentrum Schneckenhaus ein Erlebnis für alle Sinne. Zwischen Rauch und Bienensurren beobachten sie Fortpflanzung, Leben und Tod. Und ein wenig aufregend ist der Umgang mit den Bienen auch. „Beim ersten Mal hatte ich ein bisschen Angst“, erzählt die zehnjährige Lucy. Vor allem aber ist sie stolz, was sie und ihre vier Mitschüler bereits gelernt und geleistet haben.
Drei kleinere Schülergruppen besuchen seit Februar einmal die Woche Imker und Naturschützer Ralf Dietrich im Schneckenhaus, um von der Brut bis zur Honigernte alles über die Arbeit und den Nutzen der Honigbienen zu lernen. Dann endet die Winterruhe und die Winterbienen werden durch junge Sommerbienen ersetzt. „Die stirbt gerade“, ruft der elfjährige Keanu zwar entsetzt, aber auch fasziniert vom Naturereignis, das sich auf seiner im gelben Gummihandschuh geschützen Hand abspielt. „Das ist normal“, erklärt Dietrich. „Dafür kommen andere Bienen nach.“ Minuten später wird mit Begeisterung einer Biene beim Schlüpfen aus der Wabe zugeschaut.
Damit die Schüler aber überhaupt so dicht an die Bienenwaben herankommen, setzt der zehnjährige Thorben den sogenannten Raucher ein. Im Raucher, einer Art Gießkanne, zünden die Kinder Eierkarton und Pellets an. Mit dem Rauch werden die Bienen beblasen. „Sie ziehen sich dann in die Waben zurück, weil sie denken es brennt“, klärt Lucy auf. Auf ihr Wissen sind sie stolz.
Für Imker Ralf Dietrich zählt, den Kindern die Natur und ihre Wunder näher zu bringen. Das Innenleben eines Bienenstocks bringt ihn immer wieder ins Staunen. Die monarchische Herrschaft der Königin ist durch das Volk legitimiert. „Wenn das Volk eine neue Königin braucht, dann züchten sie eine heran“, sagt Imker Dietrich. Denn die Bienenkönigin sorgt für den Erhalt des Stammes.
Acht Bienenvölker schwirren derzeit durch das „Grüne Klassenzimmer“. Einem Bienenstamm gehören dort bis zu 25 000 Bienen an. Jede Schülergruppe betreut ein eigenes Bienenvolk: Angefangen bei der Auswahl der richtigen Materialien und dem Bau des Bienenstocks bis hin zu den verschiedenen Arten der Bienenhaltung und der Ernte und der Lagerung von Honig. Den süßen Nektar essen die Kinder nämlich alle gerne, ob als „Honiggummibärchen“ oder „Honigbonbons“, wie Thorben anführt, aufgelöst in der heißen Milch oder klassisch auf dem Butterbrot.
Zahlen müssen die Schüler für die sechsmonatige Imker-AG nichts. Der Förderverein „Grünes Klassenzimmer“ finanziert die Arbeit mit den Honigbienen. Und auch das Gemeinschaftswerk Natur und Umwelt Rhein-Kreis Neuss fördert das Projekt. Anfang Juni werden die Kinder ihren ersten Honig ernten können. Imker Dietrich rechnet mit etwa 20 Kilogramm Grevenbroicher Blütenhonig pro Bienenvolk.